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  • EvodurchKoop

131 Beiträge seit 09.10.2021

Die Grünen immer schon Rosstäuscher? So wie die Gesellschaft im Ganzen?

Um mit dem Klimawandel fertig zu werden, hat die Welt zwei Alternativen:

a) Eine moderne, aufgeklärte Variante, wie sie durch die Empfehlungen der Klimaforscher, des Weltklimarates und vor allem von naturorientierten Nichtregierungsorganisationen und allen, an Menschenrechten orientierten, Menschen dieser Welt befürwortet wird, und die im wesentlichen darin besteht, dass die über ihre Verhältnisse lebenden Industrienationen - als Hauptverantwortliche für den CO2-Anstieg in der Luft – ihren Stoff- und Energie-Verbrauch drastisch einschränken und den ärmeren Ländern dabei helfen, bei ihrer Entwicklung von Haus aus auf fossile Energien verzichten zu können.
Diese Variante setzt Frieden und Kooperation zwischen den Ländern der Welt voraus und geht von einem gleichen Lebensrecht aller Menschen des Globus und der Notwendigkeit des Erhaltes der natürlichen Lebensgrundlagen der Erde, insbesondere der letzten Urwälder, aus.
Diese Variante wurde bisher – allerdings mehr schlecht als recht – in den Klimaschutzkonferenzen und –abkommen zum Hoffnungsträger nicht nur für den Erhalt der Biosphäre, sondern auch für mehr Gerechtigkeit und vor allem den Frieden in der Welt!
Die Partei der Grünen verdankt ihre Entstehung und ihren Zuspruch den wachsenden Umweltproblemen industriegesellschaftlicher Entwicklung, die, auch von ihr vormals anerkannt, nur in einer friedlichen Welt zu lösen sind.
Jedoch hatte die zweite, alte, darwinistische Variante nie aufgehört zu existieren:
b) Die alte, darwinistische Variante, die wir seit der Kolonialzeit und den beiden Weltkriegen kennen, wonach die Völker sich ihr Überleben durch Kriege und Unterwerfung anderer – minder begabter Völker – erkämpfen müssen, scheint im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gerade auch heute wieder die Oberhand zu gewinnen: Wer gewinnt - wie die Engländer zunächst mit ihrem Commonwealth und dann die USA als Sieger der beiden Weltkriege - können sich rasant entwickeln: In ihrem Verbrauch, in ihrer Wirtschaftskraft, im Reichtum ihrer Unternehmen, ihrer Bevölkerung, Militär und dies durch einen Welthandel unter ihrer Führung, das heißt mit einer erpressten Ausbeutung anderer Länder.
Heute kann diese darwinische Überlebenskampfvariante zur Lösung der Klimakrise nur erfolgreich sein, wenn beim Überlebenskampf vor allem die Ressourcen-reichen Länder unterworfen und für die Ausbeutung ihrer Bodenschätze, Wälder usf. offen, zu niedrigen Preisen zugänglich werden. Da das Ziel der darwinistischen Variante nur in der weltweiten Durchsetzung der eigenen hohen Ansprüche auf Kosten der Ansprüche der Verlierer und Unterworfenen besteht, ist ein Ertrag für den Klimaschutz lediglich in Form der Reduktion der Bevölkerung und Versklavung der Verlierer durch die überlegenen Sieger, die kreativen Übermenschen, wie sie Nietzsche nach Darwin im 19. Jahrhundert projektiert hat, denkbar. Dabei wird das individuelle „Leben“ gemäß Nietzsche, der nachfolgenden Lebensreform und allen Anhängern des Völkischen wie Heidegger u.a. nicht im Sinne des einzig kostbaren Naturwunders verstanden, das nur die einzelnen Lebewesen als Teil der Natur zu entfalten in der Lage sind und das Wert ist, unter allen Umständen verteidigt zu werden, sondern ausschließlich im Sinne einer Ausprägung einer bestimmten Population, einer Kultur und damit als Mitglied eines Volkes, das wichtiger erscheint als der Einzelne und für das man sich daher opfern sollte. Das ist „Leben“ im Sinne von Faschismus und das meint auch Baerbock, wenn sie „frei zu leben“ als „Entschlossenheit“ versteht, diese Freiheit „im Zweifel auch mit ihrem Leben .. verteidigen“. Damit verrät sie die Aufklärung und alle Menschenrechte, die aus der Aufklärung erwachsen sind, so wie dies Nietzsche und Heidegger und auch Foucault in seiner Bewunderung für die islamische Revolution im Iran getan hatte. Und sie tritt damit die Substanz der grünen Partei mit Füssen.

Wie konnte dies passieren?
Deutschland hat sich nie wirklich mit den wahren Ursachen der faschistischen Entgleisung befasst, nämlich mit ihrer vermeintlichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlegenheit über andere, friedlichere und „weniger entwickelte“ Nationen. Keine einzige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland hat sich für ihre Parteinahme für Hitlers rassistisches Überlebenskampfprogramm jemals entschuldigt. Die ungebrochenen Karrieren von Heidegger und vielen anderen sind da nur der offenkundige Beweis für die Ungebrochenheit des nietzscheanischen Überlegensheitsmythos in Deutschland.
Darwins Evolutionstheorie, die zum größten Teil aus trivialen, nicht zu beweisenden, dem Konkurrenzkapitalismus geschuldeten Theoriebausteinen besteht, existiert in der deutschen Wissenschaft bis heute unangefochten. Zugleich werden alle natursystemischen, ökologischen, humanistischen, auf dem Naturrecht aufbauenden Ansätze seit 150 Jahren massiv durch die Wissenschaft – völlig zu Unrecht - bekämpft – bis heute!
Die Verbrechen des Faschismus waren nur möglich aufgrund der Auffassung der deutschen Elite, dass man die Menschheit nur auf ein höheres Niveau bringen könne durch Zucht und Ausmerzung der Minderbegabten. Nur aufgrund dieses wissenschaftlich legitimierten „höheren Zieles“ waren die KZ-Schergen fähig ihre „Arbeit“ zu verrichten. Und was bewirkte die zahlreiche Aufarbeitungsliteratur? Sie stellte genau diese fatale Wirkung des Glaubens an dieses – materialistisch - Höhere in Abrede. Besonders die Frankfurter Schule und die Sozialpsychologie haben viel zur Verdunkelung und d.h. Ehrenrettung der Wissenschaft beigetragen und daher lobenswert zu erwähnen sind, da alle anderen clever schwiegen.

Nur vor dieser zentralen Blindstelle in der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte von Seiten der Geschichts- und der anderen Wissenschaften ist die von den Grünen praktizierte Abkehr von den Errungenschaften der Aufklärung zugunsten eines neuen Glaubens an „Höheres“, nämlich an die Überlegenheit des kreativen Übermenschen, moderner: der Technik in Kombination mit kreativer Zerstörung, möglich. Der Transhumanismus lässt grüßen als nihilistische – menschenverachtende – Zukunftsphantasie, die über Leichen geht.

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