Somit ist es dann das höchste Eigeninteresse aller seiner Bewohner, dass der Staat diesen Krieg gewinnt.
Das gilt in diesem Fall nur für die Ukraine. Für die Russen ist das höchstens von sportlichem Interesse, ihr Leben wird durch Sieg oder Niederlage kaum beeinflusst werden. Alle wesentlichen Veränderungen, wie weitere Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit und härtere Strafen für die Reste von Opposition sind schon unabhängig davon passiert, genauso wie die wirtschaftlichen Folgen. Ökonomisch könnte ein Sieg für Russland sogar viel teurer sein als eine Niederlage, denn nur im letzteren Fall wird sich der Westen am Wiederaufbau beteiligen. Außerdem werden die Sanktionen zum Dauerzustand, wenn Russland die Ukraine nach einem Sieg "Entnazifiziert", was ja nur ein anderes Wort für politische Säuberungen ist, die in Russland eine gewisse Tradition haben. Wer als "Nazi" zu gelten hat bestimmt schließlich der Sieger. Aber auf die Dauer ist es eine undankbare Aufgabe, ein Land mit einer feindseligen Bevölkerung besetzt zu halten. Die einzige russlandfreundliche Partei erreichte bei den letzten Parlamentswahlen 2019 noch 13% und ich bezweifle, dass sie durch die Invasion mehr Anhänger gewinnen konnte.