DrM schrieb am 16.07.2024 12:13:
Gibt immer noch das eine Drittel, das sich entscheiden kann: will ich durch Bewegungsmangel dick und krank werden oder beiße ich die Zähne zusammen und verbessere meine Lebensqualität durch regelmäßigen Sport.
Sorry, Du hast nicht verstanden, was es heißt, dass so und so viel Prozent bei einem gewissen menschlichen Verhalten von den Genen abhängt.
Ich erklär's Dir:
Wenn der genetische Einfluss auf ein gewisses Verhalten 50% beträgt und der der Umwelt auch 50%, dann heisst das, dass in der Praxis typischerweise so zwischen 20 und 35% der Menschen ihr Verhalten in diesem Bereich einigermaßen frei anpassen können, der Rest tut sich damit aber (sehr) schwer.
Warum?
Weil Verhalten auch oft von frühkindlichen Erfahrungen und Prägungen abhängt, die ebenfalls sehr stark sein können und viele nur schwer ändern/überwinden können.
Wenn ein Verhalten aber zu 80% von den Genen abhängt, wie zB beim unglaublich komplexen Bereich von Stoffwechsel/Nahrungsaufnahme/Energieverbrauch/Bewegungsfreude etc, dann schaffen es in der Praxis noch viel weniger. Vielleicht um die 10%. Viele haben Glück, ohnehin "gute" Gene zu haben, und werden deswegen und nicht wegen ihrem Verhalten nicht dick.
Natürlich kann man den (bei uns bald 40%) übergewichtigen Menschen sagen: Überwinde Dich, Du hast doch einen freien Willen. Das ist aber leider eine Illusion.
Das klappt bei 10% der Übergewichtigen LANGFRISTIG (ohne Medikamente, OP, etc).
Einen sehr starken Einfluss von Genen + frühkindlichen Erfahrungen kann man zwar auf kurze Zeit durchaus überwinden, langfristig schaffen das aber nur sehr wenige.
ZB zeigen ALLE Studien, dass Diäten langfristig NICHTS bringen, und dass eine Sportart, die man nicht wirklich mag, früher oder später IMMER aufgegeben wird. Viele mögen überhaupt keinen Sport mehr im Erwachsenalter - weil das Lebensalter spielt auch eine große Rolle.
Die Studienlage ist hier so eindeutig wie selten in der Wissenschaft.
Hier eine kleine Empfehlung, wie DU das an Dir selber ausprobieren kannst:
Sehr viele (Fertig-) Gerichte, die wir heute kaufen, sind eigentlich schon vorgekocht. Und rein theoretisch bräuchten wir sie vor dem Essen nicht mehr zusätzlich (in der Mikrowelle) aufwärmen. Im Prinzip ist das reine Zeit- und Energieverschwendung.
Warum tun wir es trotzdem? Weil unsere Gene bei Nahrungsmittelpräferenzen derart dominant sind, dass man sie nicht auf Dauer überwinden kann.
Warum hat sich das so massiv in unseren Genen verfestigt?
Na, weil kalte Speisen öfter von Bakterien und Parasiten befallen waren, die beim Kochen absterben. Genauso war (fließendes) kaltes Wasser meist weniger keimbelastet als lauwarmes stehendes Wasser.
Hier ist ein Experiment für Dich, dass Du es selber nachvollziehen kannst:
Versuche für den Rest Deines Lebens keine Lebensmittel mehr aufzuwärmen oder Getränke (zB Cola, Bier, etc) abzukühlen.
Also wenn Du zB eine Gulaschsuppe aus der Dose isst, dann unaufgewärmt bei Zimmertemperatur. Genauso Bohnen mit Speck, Linseneintopf und was es sonst noch alles gibt. Im Prinzip ist fast alles, was man bloß in die Mikrowelle stellen muss, bereits vorgekocht und ein Aufwärmen eigentlich unnötig!
Also auch die ganzen Mikrowellenfertiggerichte, die vollwertige Hauptspeisen sind.
Als Fleißaufgabe kannst Du alle Sachen, die Du selber kochst und nicht bloß in die Mikrowelle stellen musst, immer vorher auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, bevor Du sie isst. Dann hast Du die 100% richtige Erfahrung 👍
Mal sehen, wie Dir das dann schmeckt, wenn Du alle Speisen und Getränke bei Zimmertemperatur zu Dir nimmst und wie lange Du das dann durchhältst.
Oder ob Du dann doch Deine Meinung änderst, dass man eh so easy-peasy den Einfluss der Gene overrulen kann.
In manchen Bereichen geht es ÜBERHAUPT nicht. Zumindest nicht auf Dauer.
Dass wir einen weitgehend freien Willen hätten, ist eine Illusion. Viel ist bereits bei der Geburt einigermaßen vorgegeben, ob wir später dick oder dünn, faul oder fleissig, ängstlich oder mutig sein werden.
Dann spielen auch noch frühkindliche Erfahrungen, das Lebensalter und zahlreiche andere Umstände eine Rolle.
Für den "freien Willen" bleibt da für viele Menschen in vielen Bereichen am Ende recht wenig übrig.
Leider.