Folgender Text ist etwas länger geworden. Die geäußerten, persönlichen Gedanken beziehen sich jedoch auf den Artikel. Ich weiß daß so lange Texte abschrecken, vielleicht hat aber doch einer Böcke zu lesen und teilt auch seine Sicht zum Thema. Würde mich freuen.
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Gestartet als "Magazin für Netzkultur", immer technisch, oft philosophisch, manchmal nerdig, waren die Berichte in den letzten Jahren politischer geworden.
Das (unter anderem) hat mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt, weswegen ich eben echt mal nachgeschaut habe was überhaupt mein erster Beitrag hier in diesem Forum war und zu welchem Thema überhaupt. Keine Bange, ich werde euch jetzt nicht damit langweilen (*), ich möchte mit euch aber gerne teilen, daß ich beim Durchstöbern meiner eigenen, ersten Beiträge hier im Forum schmunzeln, aber auch teilweise zucken musste.
Wer vielleicht schon mal einen Beitrag von mir gelesen haben sollte (Danke übrigens an diejenigen), der wird eventuell gemerkt haben, daß ich ganz gerne schon mal provoziere, daß ich ganz gerne auch salopp formuliere (glaubt mir, ich muss beruflich wirklich viel technisch korrekt schreiben, so daß ich es einfach genieße privat „frei Schnauze“ zu schreiben) und daß ich auch „ganz gerne“ mal paar Rechtschreibfehler einbaue und/oder Kommas vergesse (das liegt meistens daran, daß ich mehrheitlich mit dem Smartphone schreibe. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Pardon).
—> Warum schreibe ich das überhaupt?
Das interessiert schließlich (zurecht) keine Sau!
Telepolis wirft ein Schlaglicht auf die blinden Flecken in der Berichterstattung, bricht mit Polarisierungen und bietet exklusive Inhalte sowie neue Sichtweise auf alte und neue Akteure der Medienlandschaft.
Ich schreibe das, weil ich beim Lesen alter Beiträge natürlich auch den ein- oder anderen dazugehörigen Artikel zumindest quergelesen habe. Dabei habe ich schon ein Veränderung feststellen können. Zumindest bilde ich mir das ein. Dies möchte ich an der Stelle auch gar nicht unbedingt weiter vertiefen, ich habe des öfteren aber schon meine Meinung darüber geteilt, nämlich daß ich die heutige Diskussionskultur - wie sie sich zudem auch weiter zu entwickeln scheint- stark kritisiere.
Dabei sind Themen, wie gendern, politische „Überkorrektheit“ u.ä. noch nicht mal primär relevant (auch wenn das sicherlich irgendwo mit dazugehört), sondern mir fiel auch ein gewisser Trend zur Selbstzensur auf. Auch und gerade bei mir selbst, wie ich beim Lesen feststellte.
Und das ist auch der Grund, der mich zum Schreiben dieses Beitrages Beitrages veranlasste. Ich war -offen gesagt- echt etwas irritiert. Jetzt weiß ich natürlich selbst, daß ich und meine Beiträge weder repräsentativ sind noch irgendeine ernste Relevanz oder Einfluß haben. Ich bin schließlich weder Politiker, noch habe ich genug follower noch spielt meine Meinung sonstwie eine Rolle.
Ich spreche das Thema unter anderem aus dem folgenden Grund an:
Vielmehr bemühen wir uns tagtäglich, eine übergeordnete Position einzunehmen, Tendenzen aufzuzeigen, die andere nicht sehen, weil sie als Akteure der einen oder anderen Mediengruppe befangen sind, und einen inhaltlichen Mehrwert zu bieten.
Das ist ein schönes Ziel und ich hoffe die Autoren meinen es auch wirklich ernst. (*) Ich verrate es doch: Mein erster Beitrag hier im Forum Anfang 2011 war zum Thema Vorratsdatenspeicherung. Viele weitere Beiträge drehten sich dadurch auch um Zensur/Selbstzensur.
Ich persönlich lese wirklich gerne hier, sonst würde ich jetzt ja auch nicht diesen Beitrag schreiben. Ich lese übrigens auch sog. „mainstream“ aber auch sämtliche andere Informationsquellen. Das ist das Schöne, daß wir hier in Deutschland - bei aller berechtigten Kritik - diese Möglichkeit haben uns frei aus verschiedenen Quellen informieren zu können. Ich lese auch gerne hier, weil ich einige Themen anders wahrnehme oder eine andere Meinung habe oder mich gerne belehren lasse / dazu lerne oder um eben nicht nur mir genehme Ansichten zu lesen die meine evtl. gefärbte Meinung nur unterstützt (Stichwort „Blase“). Ich fände es daher gut, wenn Telepolis sich selbst beim Wort nimmt und sich dann tatsächlich stets daran erinnert, wie sich diese zurecht kritisierte „Medienlandschaft“ entwickelt hat und auch beim Thema Zensur wieder (!) etwas gelassener wird.
Ich bin auch gleichzeitig dankbar, daß Telepolis ein offenes Forum anbietet und weitestgehend -wenn man ehrlich ist- liberal moderiert. Beim Lesen eigener, alter Beiträge musste ich -wie gesagt- schmunzeln, wurde aber auch nachdenklich. Solche Sätze wie die hier zum Beispiel würde ich wahrscheinlich nicht mehr so formulieren und eventuell würde so etwas heute gesperrt werden (mich selbst als Beispiel zitiert, März 2011):
„Naja, laut heise-online läßt die chinesische Regierung aktuell fleißig Internet-Cafes im großen Stil schließen. Da fällt mir gerade ein: Woher hat China eigentlich noch 'mal die Hard- und Software, das know-how und die Infrastruktur für die Umsetzung der umfassenden Zensurmaßnahmen!? Ach...ist O.K. ...ich weiß es wieder. Noch schnell zum eigentlichen Artikel: So isses!
Trotzdem können die wegen mir aber gerne Gaddafi mitsamt der Sippschaft irgendwo an die Wand tapezieren oder meinetwegen auch direkt in diese Erdlöcher schmeißen. „
Persönliche These: 2023 würde ich im Gegensatz zu 2011 evtl. zensiert werden (?), gleichzeitig würde ich so aber vermutlich auch erst gar nicht mehr formulieren, also würde ich mich sozusagen heute eher selbst zensieren (auch wenn ich immer noch ganz gerne mal einen etwas deftiger raushaue).
Dies als nur mal eben rausgepicktes vereinfachtes Beispiel, beobachte ich leider seit geraumer Zeit. Ich finde das mehr als bedenklich und findet hoffentlich allgemein auch mehr Beachtung. Wenn z.B. aktuell auch hier im Forum gefordert wird (siehe Artikel zu den Pöbeleien in Freibädern durch schlecht integrierte Migranten), auf das Benehmen dieser Personengruppe mit Überwachung (Kameras) und Ausweispflicht zu reagieren, dann sehe ich das persönlich z.B. eher skeptisch (s.o., mein erster Beitrag hier im Forum), zeigt mir gleichzeitig aber auch wieso es so ist wie es leider ist.
—>Lange Rede, kurzer Sinn:
Beides ist abwegig. Wir werden in diesem und anderen Fällen für eine breite Debatte eintreten und dafür kämpfen, ignorierte wie tabuisierte Themen aufzugreifen und wichtige Fragen zu stellen:
Das begrüße ich und finde das auch klasse. In meinen Augen erfordert eine breite Debatte allerdings auch eine entsprechende -ich nenne es (s.o.)- Diskussionskultur. Möglichst frei von Zensur, Gedankenpolizei und weiteren, eine sinnvolle Debatte hemmenden Dingen.
Wenn zum Beispiel der „Flacherdler“ meint, die Erde sei eine Scheibe oder der Impfgegner meint, eine Impfung würde die DNA verändern, dann kann man das natürlich entweder als Blödsinn weglöschen (wegzensieren) oder man nimmt deren Meinung ernst und argumentiert dann einfach. Im besten Falle überzeugt man dann durch eine entsprechende Begründung. Oder wird überzeugt. Je nachdem. Auch so etwas macht in meinen Augen eine breite Debatte aus. Und ist zudem m.E. essenziell. Der Impfgegner hat ja für sich Gründe, warum er eine solche medizinische Errungenschaft dermaßen kritisiert. Und bevor dieser z.B. in einer Blase verschwindet weil man es etwa ignoriert, muss man reden. Dann würde man meiner Meinung nach wahrscheinlich am Ende des Tages sogar auf den gleichen Nenner kommen. Nämlich daß die Corona Politik (!) unter aller Sau war und daß Impfen wissenschaftlich (!) nicht per se schlecht, sondern medizingeschichtlich schon sehr viele Menschenleben gerettet hat und daß die mRNA Techik hochinteressant ist, weil sie irgendwann helfen soll den verdammten Krebs zu besiegen. Oder so in der Art. Ich bin mir jedenfalls sicher, daß eine vernünftige Diskussionskultur auch zu zielführenderen Debatte führen würde.
Denn wenn wir uns kritisch mit der Rolle der Nato im Ukraine-Konflikt auseinandersetzen, wird das von manchen als Parteinahme für Russland missverstanden fehlinterpretiert
Nicht nur ist das in meinen Augen Telepolis selber schuld, Telepolis hat diesen Eindruck mit zahlreichen Artikeln vielmehr sogar untermauert. Wie ich oben bereits erwähnte, finde ich eine gewisse Themenvielfalt / Betrachtungswinkel u.ä. nicht nur total super, sondern auch absolut notwendig, um bei verschiedenen Themen auch mal über den Tellerrand schauen zu können.
So fand ich, nur um mal ein Beispiel zu nennen, den Artikel über die Nord Stream Pipeline Zerstörung äußerst spannend und da konkret auch die bei Telepolis vorgestellte Story von Herrn Hersh. Ich glaube ohne Telepolis wäre mir das evtl. verborgen geblieben oder ich hätte zumindest weniger Interesse daran gehabt (also an Hersh‘s Story). Wer Beiträge von mir gelesen hat (noch mal Danke an diejenigen), hat evtl. gemerkt, daß ich das Thema NS1 und NS2 von Anfang an verfolgt habe und -jetzt lehne ich mich großkotzig aus dem Fenster- auch ein ganz gutes Wissen darüber angeeignet habe.
Um zurück zum angeschnittenen Thema zu kommen, war ich zum Beispiel darüber sehr enttäuscht, daß Beiträge von mir gesperrt / gelöscht wurden, die ich aber wirklich mühevoll recherchiert hatte, mit Fakten belegt hatte und mir sogar auch sprachlich hinsichtlich meiner Ausdrucksweise Mühe gegeben habe ( ;) ), während die, die ganz plump „die Hersh Story stimmt auf jeden Fall, Biden hat ja ein Interview gegeben“-Fraktion sich munter und größtenteils unbegründet im Forum austoben konnten. Das fand ich äußerst schwach. Gleiches gilt zum Beispiel nach wie vor auch beim Thema „russische Propaganda“:
Da wurden durch (mittlerweile verifizierte!) Leaks, durch Aussagen zahlreicher Überläufer, durch einen leitenden Propagandaverantwortlichen namens Prigoschin, nicht zuletzt durch den eigenen Menschenverstand und durch was weiß ich nicht alles noch, sämtliche
Propagandalügen eindeutig enttarnt und trotzdem (!) erschienen Artikel, die das völlig ignorierten. Daß im Forum einige dabei sind, die das schlicht und einfach nicht kapieren: Geschenkt (siehe Flacherdler)!
Von den Redakteuren und Autoren erwarte ich dagegen aber einfach mehr. Ich weiß, daß immer noch sehr viele „alte Linke“ grundsätzlich die USA und/ oder die NATO hassen. Das ist selbstverständlich auch deren gutes Recht in einer freien Gesellschaft.
Fehler korrigieren, Irrtümer transparent machen
Es ist aber in meinen Augen gleichzeitig auch nicht zu viel verlangt, wenn man sich auch selbst mal weiterentwickeln würde und nicht die immer gleichen Fehler machen würde. Der kalte Krieg ist nun mal vorbei, die Karten liegen ebenfalls nun mal anders. Wir haben nicht mehr die 1980er und auch eine Sowjetunion gibt es nicht mehr.
Das heißt selbstverständlich nicht, daß man da jetzt nichts mehr kritisieren sollte oder dergleichen. Im Gegenteil, wir haben m.E. sogar die verdammte Pflicht dazu, auch um unsere Freiheit zu verteidigen. Natürlich geht es um Interessen, Geopolitik, Macht und Geld. Es geht aber auch um Sicherheit und damit verbunden um Leib und Leben. Ein „aber die USA hat dann und dann ja auch das und das gemacht“ hilft aber in diesem ganz konkreten Fall aber nun mal nicht weiter. Es spielt für den Moment im Bezug auf Leib und Leben schlicht und einfach keine Rolle. Und wer im Juli 2023 auf dem gleichen (geistigen) Stand wie im Februar 2022 ist, hirnlos die bereits lange entlarvte Propaganda unreflektiert nachplappert und dabei wirklich nicht sieht / nicht sehen will, was da eigentlich abgeht, der ist meiner Meinung nach ziemlich falsch abgebogen. Es gibt Dinge, die sind nun mal so wie sie sind. Denen sollte man sich auch so stellen. Das nicht zu erkennen bzw. partout nicht erkenn zu wollen hat dann auch weniger mit „breiter Debatte“ zu tun, sondern schlicht und einfach mit Ignoranz (siehe z.B. „Flacherdler“).
Wichtig ist uns, den offenen Charakter des Forums zu erhalten und die inhaltlichen Beiträge in die journalistische Arbeit einzubinden.
Na, da bin ich ja mal gespannt…
Mir ist natürlich völlig bewusst, daß das Forum hier im Grunde ein „Privatvergnügen“ des Heise Verlages ist. Wie gesagt finde ich es gut, daß es das überhaupt gibt. Gleichzeitig weiß ich auch, daß wir hier nach deren Spielregeln spielen und Telepolis dabei natürlich löschen und sperren kann was und wie sie wollen. Keiner ist schließlich gezwungen sich hier einzubringen.
Nichtsdestotrotz würde ich mich freuen, wenn wir vielleicht helfen könnten, daß sich die Diskussionskultur wieder in eine Richtung dreht, die eine breite Debatte erst wirklich möglich macht und wir auch wieder lernen Informationen jeglicher Art als wertvolle Möglichkeiten sehen, uns erst eine umfassende(re) Meinung bilden zu können. Dazu müssen wir (wir alle) aber auch bereit sein, uns darauf einzulassen und diese angesprochene breite Debatte auch zulassen.
Die Sprach- und Gedankenpolizei muss also dringend mal Pause machen…
Damit schließt sich (für mich) auch der Kreis und verabschieden möchte ich mich mit einem altbekannten Zitat von George Orwell:
„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“
In diesem Sinne, Baxter