Erstmal vielen Dank für diesen Text. Im Grunde stellt Ivan Katchanovski nichts Neues fest: "Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst." Auch wenn dieser Text die gegenseitige Propaganda nicht umfassend beleuchtet und dies aufgrund der zur Verfügung stehenden Informationen auch gar nicht kann, ist es notwendig daran zu erinnern, dass die jeweilige Seite versucht ihre Bevölkerung hinter ihren Kriegszielen zu versammeln. Jedem halbwegs denkendem Menschen ist klar, dass die Ziele der Herrschenden nicht die Ziele der Bevölkerungsmehrheit sind. Wie erreicht man, dass die Bevölkerungsmehrheit gegen ihre eigenen Interessen agiert? Mit Propaganda und natürlich mit Lügen. Alle Kriege beginnen mit Lügen und werden mit Lügen aufrechterhalten. Das kann man geschickt oder weniger geschickt machen. Ist die Bevölkerung erstmal gefühlsmäßig aufgeputscht, genügen bei einem Teil der Bevölkerung schon wirre zusammenhanglose Sätze um sie weiter zu motivieren gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. Hier ein eher mäßiges Beispiel für nicht allzu geschickte Propaganda:
"Das größte Ausbaupaket für erneuerbare Energien, die Elektrolyse erleichtert, eine Verordnung, die den Ausbau von Wind- und Solarenergie auf den alten Braunkohleabbauflächen so erleichtert, dass das die neuen Kraftzentren der Energie werden, die Elektrolyse in den Netzwerkpunkten erleichtert, so dass das Netz entlastet wird und wir nicht mehr Strom abschalten müssen, dass die Netzgeschwindigkeit erhöht, die Energieeffizienz in Neubau und Sanierung klimaneutral ausgerichtet ..."
Vom nicht ganz schlüssigen Satzbau einmal abgesehen, können einem naturwissenschaftlich denkendem Menschen da schon gewisse Zweifel beschleichen. Die lassen sich aber folgendermaßen ausräumen:
"Und die Ursache all dessen ist nicht eine Bundesregierung oder eine Partei in der Bundesregierung, es ist der wahnsinnige, barbarische Angriffskrieg von Putin auf die Menschen."
Nun sollte jetzt noch jemand zweifeln, lässt sich durchaus noch eins draufsetzen:
"Und was immer uns drückt, und was immer uns beutelt, und welche Not wir auszuhalten haben, Putin darf nicht gewinnen. Nicht auf dem Schlachtfeld und nicht bei dem Wirtschaftskrieg gegen Europa und gegen Deutschland."
Das funktioniert natürlich nur wenn der Verstand vollständig von Emotion aufgefressen wurde. Ab da kann noch mit weiteren Verkürzungen gearbeitet werden und wir sind bei einer ganz berühmten Rede im Sportpalast.
"Dieser Winter wird hart werden, für ganz Deutschland, aber auch für uns, für euch, die Mitglieder dieser Partei. Wir werden Anfeindungen erleben, und viele haben es erlebt, auf der Straße und in den sozialen Medien. Weil wir für all das stehen, was Putin und seine deutschen Trolle hassen. (…) Aber wir werden durch diesen Hass nicht schwächer werden, wir werden stärker werden, wir werden an ihr wachsen. Als Partei. Als Deutschland. Als Europa. Zu dem die Ukraine gehört."
Nein, nein, das war nicht im Sportpalast, das ist immer noch die gleiche Rede. Im Sportpalast konnte zum Schluss alles in einem Satz zusammengefasst werden, der darf dann allerdings nicht gesprochen, der muss gebrüllt werden.
Übrigens für diejenigen, die es bis jetzt noch nicht gemerkt haben, das waren Auszüge aus der Rede unseres Wirtschaftsministers auf dem Parteitag einer Partei, die einmal mit dem Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ zu den Bundestagswahlen angetreten ist. Für die Rede im Sportpalast kann er natürlich nichts, aber vielleicht hat er sie gesehen? Die Rede vom 14.10 kann man sich auf youtube noch anhören. Kommentare sind dort allerdings sicherheitshalber deaktiviert. Auf jeden Fall werde ich diese Rede für die Nachwelt sichern, falls wir in ein paar Jahren noch zu einer historischen Aufarbeitung kommen.
Und hier schließt ich der Kreis, der Krieg vergiftet nicht nur die Ukraine, sondern auch die Gehirne ehemaliger Kriegsdienstverweigerer und Pazifisten und noch vieles mehr. Nennt mich ruhig einen „Lumpenpazifisten“. Ich bin stolz eine „Lumpenpazifist“ zu sein.