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  • Emrymer

mehr als 1000 Beiträge seit 28.08.2020

Wenn die "falsche Seite" die Wahrheit ausspricht, ist es dann falsch?

Entgegen der Intention, eine akademische Studie vorzulegen, ergreift Katchanovski mit diesem Satz natürlich Partei und eignet sich das russische Narrativ an, dass der Überfall einzig und allein auf Fehler der UA zurückzuführen ist. Der Kontext "Minsk" validiert auch das russische Narrativ, dass es im Kern um den Schutz von russischen Volksangehörigen vor Unterdrückung und Bedrohung im Ausland, nämlich der UA, geht.

Was wäre denn die Alternative?

Ging es um Bodenschätze auf der Krim und in den besetzten Gebieten? Oder um den richtigen Einsatz von Genderformen in der russischen Sprache? Oder ist es nicht einfach in der Tat so, daß der Ausgangspunkt das Zusammenleben der Menschen in den nahe zur russischen Grenze gelegenen Teilen der Ukraine war, und daß "Minsk II" ein Ansatz war, diese Probleme einigermaßen friedlich zu lösen?

Könnte es also tatsächlich so sein, daß "russisches Narrativ" und "Wahrheit" an dieser Stelle gemeinsam zutreffen? Dann stellt sich natürlich die Anschlußfrage, ob eine Wahrheit, die deckungsgleich mit einem "Narrativ" ist, deswegen sofort und automatisch aufhört, die Wahrheit zu sein. Und ob jemand, dem an der Wahrheit liegt, deswegen sogleich Parteilichkeit zu unterstellen ist, weil er nicht umhin kann, an dieser Stelle dem "Narrativ" zuzustimmen.
Aber - was ist dann noch wahr? Automatisch die Behauptung der Gegenseite?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.10.2022 11:19).

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