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Avatar von Freddy_1
  • Freddy_1

mehr als 1000 Beiträge seit 16.01.2017

Vergleich vorher/nachher: Aus rechtsextremen Russen werden Ukrainer

Heute wieder im Angebot: Wieder mal Versuche, die größte Opfergruppe der Nazis, allerdings nur den rechtlichen Hauptnachfolger Russland, mit ihnen gleichzusetzen.

Tagesspiegel, erste abgeschriebene Version:

Der Einsatz richtete sich demnach gegen rechtsextreme Italiener, die verdächtigt werden, in der Ostukraine auf Seite pro-russischer Rebellen gekämpft zu haben.

http://web.archive.org/web/20190715215852/https://www.tagesspiegel.de/politik/razzien-in-mehreren-staedten-italienische-polizei-findet-lenkrakete-bei-rechtsextremen/24596112.html

Korrigierte Fassung:

Der Einsatz richtete sich demnach gegen rechtsextreme Italiener, die verdächtigt werden, in der Ostukraine gegen pro-russische Rebellen gekämpft zu haben.

http://web.archive.org/web/20190716190630/https://www.tagesspiegel.de/politik/razzien-in-mehreren-staedten-italienische-polizei-findet-lenkrakete-bei-rechtsextremen/24596112.html

Im Titel habe ich übrigens nicht nur wegen der Zeichenbegrenzung "Russen" geschrieben. Ich bezweifle, dass die Bewohner der Ostukraine, die dort gegen das ukrainische Militär kämpfen, welches ihre Wohnhäuser beschießt (ich habe versucht, eine halbwegs neutrale Formulierung zu finden, die nicht suggeriert, wer womit angefangen hat), in der Anfangszeit gesagt hätten, dass sie Russen seien. Bis 1991 waren sie alle Bürger der Sowjetunion und danach Ukrainer. Durch den Konflikt sind sie nun Separatisten. In den Medien bekommen sie konsequent den Zusatz "pro-russisch", wodurch bei einem Großteil der falsche Eindruck entsteht, es würde sich um Russen handeln. Dass es (Ost-)Ukrainer sind, fällt unter den Tisch.

Ach wie schön, dass wir keine gelenkten Medien haben. Was wäre wohl, wenn wir nur einen staatlich gelenkten Medienapparat hätten, Stichwort Sowjetunion, würden wir dann ständig einseitige Meldungen bekommen, die den aktuellen Feind für alles verantwortlich macht, nicht selten falsch, seine Führungsperson durch geeignete Fotos mit negativen Emotionen verbindet und andere kriminelle Gruppen nicht im gleichen Maß mit ihrer Nationalität in Verbindung bringt und diese damit verschleiert (Odessa)...? Was bringt es, dass wir keine gelenkten Medien haben, wenn das Ergebnis in solchen Fällen dasselbe ist?

Leider scheint es immer wieder Versuche zu geben, "Russland" mit "Rechtsextremen" gleichzusetzen - sei es in Geschichtserzählungen in Teilen der Wikipedia, in Museen, in Lehr- und Schulbüchern. Und eben mit vielen subtilen Hinweisen wie hier im Artikel, man muss diese Stichworte nur oft genug zusammen lesen, irgendwann bleibt es hängen. Um das weiterzuspinnen - irgendwann denken die Leute, die Russen hätten sich im Zweiten Weltkrieg alle selbst umgebracht. Ja, das ist natürlich absurd und es folgt auch nicht direkt aus dem Artikel. Es ist eher ein Denkanstoß, um zu verdeutlichen was passiert, wenn man einseitig eine Nation, Menschengruppe als Täter benennt, oft sogar falsch, gleichzeitig andere Nationen nicht als Täter benennt ("es ist zu Zusammenstößen gekommen"). Einseitige Berichterstattung führt auch zu Feindbildern.

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