3nplus1 schrieb am 01.06.2023 13:18:
Der "Kam, sah, und irrte"-General Vad wird uns also nicht mehr mit seinen "Analysen" beglücken:
https://www.morgenpost.de/politik/article237937219/general-erich-vad-ukraine-krieg-merkel-kanzleramt-abgedriftet-schweigen.html
"Si tacuisses, generalissimus mansisses"
oder so ähnlich.
Meine ohnehin spärlichen Lateinkenntnisse sind halt schon ziemlich eingerostet und ich bitte um entsprechende Nachsicht bei allen Lateinlehrern und "native Speakern".V E N C E R E M O S
ja, eigentlich traurig die Geschichte. Zwar hat sich Vad ungewöhnlich weit aus dem Fenster gelehnt mit seinen militärischen Einschätzungen. Und das aufgrund von öffentlichen Informationen, oder 10 Jahre alten nachrichtendienstlichen Erkenntnissen zu tun, ist schon reichlich unprofessionell. Damit kann man sich nur um Kopf und Kragen reden. Da haben sich die meisten seiner Generalskollegen kommunikativ erheblich geschickter angestellt.
Trotzdem hatte er zwar nicht in den Vorhersagen, allerdings aber in der Analyse schon einen Punkt, indem er, ganz der Vorsitzende der Clausewitz Gesellschaft, das Primat des Politischen auch in der öffentlichen Diskussion einforderte. Also nicht welche Waffen geliefert werden sollte Gegenstand der Diskussion sein, sondern wozu die Waffen geliefert werden. Was ist das politische Ziel, das der Westen verfolgt.
Dann ergeben sich die Mittel von allein, und man braucht nicht so lächerliche Diskussionen zu führen ob Waffen offensiv oder defensiv sind, oder ob Waffen leicht oder schwer sind oder was wir sonst noch so an inhaltlichen Albernheiten hatten in den letzten 12 Monaten.
Und da finde ich hatte Vad tatsächlich den Finger in der Wunde. Wenn offensichtlich schon die kommunizierten Floskeln nicht konsensfähig sind - darf Russland nicht gewinnen, oder muss die Ukraine siegen, oder reicht's wenn sie nicht verliert - dann stellt sich die Frage nach der politischen Einbettung der Waffenlieferungen und der gesamten Ukraine Strategie des Westens durchaus..
Es mag zwar schon sein, dass diese Entscheidungen im multilateralen Austausch längst gefallen sind, das heisst aber noch lange nicht, dass man deshalb keine öffentliche Diskussion darüber führen sollte. Insofern war eben vieles was da medial und politisch in den letzten 12 Monatn an Diskussion passiert ist, einfach auch unterkomplex und kleinmütig.
Dass Vad sich dann allerdings auch noch von Leuten wie Wagenknecht instrumentalisieren liess, ist dann schon nicht mehr nur mit kommunikativer Inkompetenz zu erklären. Da scheint dann doch auch ein erhebliches Mass an Frustration eine Rolle gespielt zu haben, seine Punkte in der öffentlichen Diskussion nicht kommuniziert zu kriegen.
Wie gesagt, eigentlich tragisch, und kein Grund zur Schadenfreude.