... und es geht hin zur multipolaren Weltordnung. Russland unterninmt seit einiger Zeit alle notwendigen Schritte, um sicherheitstechnisch mit der NATO gleichzuziehen. Beispiel atomare Teilhabe: Der Status Quo war, dass die USA ihre Verbündeten indirekt atomar bewaffnen dürfen, alle anderen aber nicht. Russland stellt das nun öffentlich zur Diskussion, indem es androht, eine solche Bewaffnung von Verbündeten selbst vorzunehmen.
Solange dieses "Recht" (das keines war) nur von den USA in Anspruch genommen wurde, hat nicht ein einziger Transatlantiker auch nur einen Gedanken daran verschwendet, das als ungerecht zu kritisieren. Man hat ja selbst von dieser Ungerechtigkeit profitiert. Jetzt, da ihr eigener Arsch in der gleichen Gefahr schwebt wie es der der Russen seit Jahrzehnten tut, schmerzt es plötzlich.
Aber mal ehrlich: Sollte es zu einer diplomatischen Lösung kommen - was wir alle in eigenem Interesse hoffen sollten - ist die Chance jetzt groß, dass die atomare Teilhabe als solche generell abgeschafft und die Welt dadurch sicherer wird. Wäre sie einseitig und ungetastet geblieben, hätten die Transatlantiker ja freiwillig einen etablierten Vorteil aufgeben müssen...
Solcherlei wird jetzt noch häufiger passieren. Russland und seine Verbündeten werden unmoralische Dinge tun, über die uns die transatlantischen Meinungsmacher die Nase werden rümpfen lassen. Aber eigentlich spiegeln sie nur unsere bislang unangetasteten Privilegien und nehmen sich diese nunmehr reaktiv(!) 1:1 selbst heraus. Sie zeigen damit auf, wie moralisch verkommen und doppelzüngig die altwesteuropäische Weltordnung schon seit langer Zeit ist - und verbessern gleichzeitig ihre Verhandlungsposition mit dem Westen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.03.2023 10:10).