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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Budapester Memorandum

Die Doktrin besagt, dass solchen Waffen nur eingesetzt werden, wenn Russland angegriffen wird.

Wo würde man den solche Waffen platzieren, wenn man einen massiven konventionellen Angriff erwartet, der das riesige Russland bedroht? So nah wie möglich an der Grenze? Wo sie sofort in Gefahr wären überrannt und erbeutet zu werden und jedenfalls sofort mitten im potenziellen Kampfgebiet stünden? Wohl kaum. Die Stationierung in Grenznähe ist ein Risiko und macht nur Sinn, wenn man selbst als erster angreifen will.

Wir haben ja gerade in der Ukraine erlebt, wie kreativ Russland den Begriff "Angriff" auslegt. Notfalls annektiert man einfach Gebiete, die man militärisch gar nicht kontrolliert und schon wird -simsalabim- aus der Anwesenheit der ukrainischen Armee auf dem Territorium der Ukraine ein Angriff auf russisches Staatsgebiet. Da muss man erstmal drauf kommen.

Die russische Doktrin schließt ja keinen Einsatz solcher Waffen gegen eine Nicht-Atom-Macht aus,

Da hat du recht. Ich war von der sowjetischen Doktrin ausgegangen, die 1982 den Verzicht auf einen Ersteinsatz erklärte, die ja eine Nichtangriffsgarantie für Nicht-Atomstaaten impliziert. Tatsächlich hat Russland hat diesen Passus 1993 kassiert, was mir entgangen war. Aber letztlich bestätigt das ja nur, in welche Richtung Russland sich in dieser Frage bewegt - nämlich die falsche.

Am Ende ist so eine Doktrin auch nur ein Stück Papier, das dem Opfer eines Atomangriffs nichts hilft, weil der Angreifer die Regeln bestimmt. Wer sollte ein siegreiches Russland dafür anklagen? "Kein Plan überlebt die erste Feindberührung" wusste schon Moltke und das gilt umso mehr in einem potenziellen Nuklearkrieg, wo es um Leben und Tod ganzer Völker und Landstriche geht.

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