Ansicht umschalten
Avatar von kulinux
  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Re: Das die Ukraine lt. Putin keine Existenzberechtigung hat

B.Eckstein schrieb am 24.02.2022 10:48:

gehe ich davon aus, dass er die ganze Ukraine "heim ins Reich" holen wird.

Mal sehen, ob in 5 Jahren dann Estland/Lettland/Litauen dran sind.
Weil Kaliningrad ja gefährdet ist.

Da ich annehme, dass Du weder Russisch kannst noch Übersetzungen von Putins Aussagen ins Deutsche verstehst, erläutere ich Dir hier gern nochmal, was er gesagt hat. Ich bin ja hilfsbereit und möchte nicht, dass jemand dumm stirbt … nicht mal Russenfresser …

Also: Dass RUSland sogar dem Namen nach auf die "Kiewer RUS" zurück geht, die ein Zusammenschluss um Kiew und Nowgorod ansässiger Slawen mit vor allem als Händler tätigen Wikingern entstand, wird ja wohl selbst von hartnäckigsten Russland- und/oder Putin-Feinden nicht geleugnet. Oder?
Dass sich dieser Staat vor allem nach Osten ausdehnte, weil im Westen schon Polen u.a. das Land relativ dicht besiedelten, dürfte auch verständlich sein.
Deshalb wurde die Hauptstadt nach Moskau (später nach Petersburg und dann wieder zurück) verlegt, so dass das Gebiet um Kiew automatisch zum "Randgebiet" wurde. GEnau das besagt der Namen "Ukraine" = russ.. "u kraina" = am Rand. (Und zwar an der "Innenseite" des Randes, so wie die "Mark Brandenburg" das Randgebiet innerhalb des von der Grenze "markierten" deutschen Reichs war.)
Dass man in einem Land wie RU allein schon aufgrund der Distanzen in verschiedenen Gebieten unterschiedliche Dialekte spricht, sollte selbst einem Deutschen verständlich sein: ohne dass man Bajuwarisch oder Alemannisch zu eigenständigen Sprachen erklärt. Nicht mal das für Hochdeutsch Sprechende völlig unverständliche Friesisch. Dagegen ist Plattdeutsch sehr wohl eine eigene Sprache, obwohl sie von Deutschen leichter verstanden wird als Friesisch.
D.h., es gibt weder eine territoriale noch ethnische noch sprachliche oder kulturelle Eigenständigkeit der Bewohner des "Randgebiets" Ukraine gegenüber den anderen Russen – noch weniger (was ich bei den Distanzen einigermaßen erstaunlich finde!) als zwischen "Preußen" und Bayern oder Zürchern und Bernern. (In der Schweiz sprechen selbst nebeneinander liegende Täler – wie in abgelegenen Berggegenden in DE vielleicht auch noch in Resten – SEHR verschiedene Dialekte.)
Auch die durch die Sowjetunion wieder verstärkten verwandschaftlichen Beziehungen zwischen "Ukrainern" und sonstigen "Russen" hat Putin ausführlich als Grundlage und Gemeinsamkeit erwähnt. Aber sie hat eben mindestens 1000 Jahre alte historische Wurzeln.
Dank der gemeinsamen russisch-orthodoxen Kirche (die erst nach 2014 von Poroschenko mutwillig getrennt wurde) ist dieser Zusammenhalt auch viel enger als bspw. in DE mit Protestanten und Katholiken, die schon mal 30 Jahre lang das eigene Land im Namen des "lieben" Gottes verwüstet haben … Die russisch-orthodoxe Kirche geht auf Kyrill und Methodius zurück, zwei byzantinischen Mönchen (die evtl. ursprünglich Slawen im byzantinischen Reich waren), die nicht nur das kyrillische Alphabet schufen, sondern AUF DER KRIM die ersten russischen christlichen Kirchen gründeten. (Und dabei angeblich auf die Gebeine des dort in der Verbannung gestorbenen 3. Papstes, Clemens, stießen. Deshalb wurde Kyrill von seinem Bruder in Rom in San Clemente beigesetzt, wohin russische – und "ukrainische" – Orthodoxe heute noch pilgern, wenn sie in Rom sind. Dummerweise verehren sie als vermeintliche Grabstätte einen gemauerten spätantiken Sarkophag rechts vom Altar, während links vom Altar sogar ein Fresko eines byzantinischen Mönchs das wohl richtige ehemalige Grab anzeigt.)
Und was die politische Geschichte der letzten 1-200 Jahre angeht, hat Putin ebenfalls recht, wenn er sagt, dass es einen Staat "Ukraine" nicht gab. Den schufen erst die Sowjets bei der Aufteilung des Zarenreiches in Sowjetrepubliken ohne allzu große Rücksicht auf die sprachlichen Grenzen. Zumal die auf dem Gebiet der heutigen Ukraine eh schon immer sehr durchmischt waren. Dass dort viele Polen leben (viel weniger als vor der Vertreibung am Ende des 2. Weltkriegs infolge der Absprachen der Siegermächte über die Aufteilung der Einflusszonen – DAS ist übrigens der Grund, weshalb die baltischen Staaten der SU zugeschlagen wurden. Die "Besetzung" verdanken sie eben nicht nur Stalin, sondern ebenso den USA und UK … und von wem erhoffen sie sich jetzt Beistand gegen den pöhsen Stalin-Nachfolger Putin? *Lach* … die WOLLEN nicht begreifen, dass sie Spielball globaler Interessen sind und jederzeit fallen gelassen werden können – wie wir das in den nächsten Tagen bei der Ukraine sehen werden, denn wegen ein paar Slawen riskieren die Amis keinen Weltkrieg. Das hätten sie nichtmal wegen der Deutschen getan, die sind aus deren Sicht ja eh nur gezähmte Faschisten, die man zwar gut verheizen kann, aber für die man sich nicht selbst opfert… zumal es weder hier noch in der Ukraine Öl oder Gas zu holen gibt.)
Also: Der Staat "Ukraine" ist ein Vielvölkergemisch, dass es erst seit knapp 100 Jahren aufgrund politischer Entscheidungen der Nachbarn und Siegermächte gibt und dem KEIN historisches Staatsgebilde entspricht, wenn man vom Vorläufer des heutigen Russlands absieht. Und auch keine ethnische Einheitlichkeit oder gar Identität, nur ein Dialekt.

Das ist es, was Putin gemeint hat (mit den historischen Ergänzungen von mir). Und damit hat er nun auch mal recht. Sehr zum Leidwesen der Bandera-Faschisten, die lieber einen eigenen Staat hätten, in dem sie dann ihre russischen Familienmitglieder, die Polen, Juden und alle anderen vertreiben oder ausrotten könnten. Aber die sind eben auch in der bisherigen Ukraine nur eine winzige, dank brutalstmöglicher Gewalt aber dominierende Gruppe. Wenn Putin die wegfängt, wie angekündigt, dürfte ein Aufatmen durch das Land gehen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten