jfmprof schrieb am 25.02.2022 12:13:
Du nennst es einen Mangel an Intelligenz, wenn westliche Politiker (im Gegensatz zu Herrn Putin) nicht das Recht eines Landes darauf, selbst zu entscheiden, was es tun und lassen möchte, in Frage stellen?
Es geht darum, daß die NATO die Ukraine nicht aufnehmen soll. Meiner Erinnerung nach (zugegeben Wehrkundeunterricht aus der DDR, aber widersprechende Fakten habe ich bisher nicht gesehen) hat beispielsweise bei Beginn des Kalten Krieges die SU versucht, der NATO beizutreten. Das hat man damals abgelehnt.
Au Backe, hier erwischt Du mich an einer schwachen Stelle. Ich weiß, dass es ein solches Bemühen der SU in den 50er Jahren tatsächlich gegeben hat, aber ich müßte lügen, wenn ich behaupten würde, aus dem Stand die Details parat zu haben. Ich meine zu erinnern, dass einer der größten Knackpunkte dabei war, dass die SU nicht bereit war, eine Präsenz Amerikas in Europa zu akzeptieren... aber das ist auch schon alles, und ganz sicher bin ich mir auch dabei nicht.
Man hört auch immer wieder, daß Putin in den 0er Jahren auch so etwas über diplomatische Kanäle versucht hat und ebenfalls abgewiesen wurde.
Was ich erinnere ist, dass man grade um die 0er-Jahren herum einiges an Mühe darauf verwendet hat, mit Rußland an einen Tisch zu kommen. Ich erinnere beispielsweise an die Erweiterung der G7 auf G8 oder die Schaffung des Nato-Rußland-Rates.
Wenn Putin vom Westen Garantien haben wollte, daß die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen wird, so schränken diese nicht das Recht der Ukraine ein, um Aufnahme in die Staatenbündnisse zu ersuchen, denen sie beitreten möchte. Sondern es geht darum, daß sich die NATO verpflichtet, von ihrem Recht auf Ablehnung eines solchen Beitrittsgesuches Gebrauch zu machen,
Womit das Recht der Ukraine darauf frei zu entscheiden welcher politischen Gemeinschaft das Land angehören möchte praktisch ausgehebelt würde.
Moskau möchte entscheiden was richtig für die Ukraine ist oder nicht.
Hinzu kommt, was nun geschieht - das scheint dem Motto "hält sich Kiew nicht daran was Moskau möchte, dann kommt Moskau eben nach Kiew" zu folgen.
Das kann doch so nicht richtig sein, oder?
wie sie es auch im Fall russischer Beitrittsbemühungen ja auch gemacht hat. Im Hinblick auf die legitimen Sicherheitsbedürfnisse der Russen und die abschlägige Behandlung russischer Beitrittsgesuche erscheint mir das nicht unbillig.
Auch da zeigt sich - vorbehaltlich meiner oben erwähnten nicht vollständigen Erinnerung dieses konkreten Sachveraltes - eine vergleichbare Denkweise Moskaus - "Wir machen mit - wenn ihr das macht, was wir wollen". Ganz ehrlich: wenn ich irgendwo beitreten möchte, dann mache ich das, weil ich mit dem, dem ich da beitrete, fein bin und es zumindest aktzeptabel, oder gar gut finde. Aber ich erwarte nicht, dass man, damit ich beitrete, vorher alles so aufstellt, wie ich das gerne hätte.
Ich möchte damit nicht die Sicherheitsbedürfnisse Russlands schmälern oder herunterspielen. Jedoch möchte ich sagen, dass diese Bedürfnisse, so berechtigt und legitim sie auch sein mögen, keinesfalls auf Kosten der Souveränität anderer Staaten wahrgenommen werden dürfen. Was im übrigen nicht nur für die Bedürfnisse Russlands gilt, sondern allgemein.