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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Ja, aber…

[Persönliche Meinung!]

Zu Teil 1 des Artikels
Da bin ich persönlich zu einem grossen Teil sogar noch dabei.

Politik und Medien verdrehen die Wahrheit.

Das ist genauso korrekt wie folgendes bzw. drückt das nur etwas anders aus:

Es ist eine Binsenweisheit, dass das erste Opfer des Krieges die Wahrheit ist.

D‘accord!

Womit ich persönlich jedoch nicht 100% mitgehe ist folgende Aussage der Autoren:

An diesem Krieg sind Russland, die Ukraine, die Vereinigten Staaten und ihre Nato-Verbündeten beteiligt.

Nee, nach knapp einem Jahr darf man ruhig auch mal etwas dazugelernt haben. Besonders US-amerikanische Autoren. Das Wort „beteiligt sein“ würde ich zwar nicht wählen, sondern eher „beteiligen“ da das sonst implizieren könnte diese Länder seien Kriegsparteien, aber Wortklauberei hilft hier keinem weiter. Da bin ich ganz bei den Autoren: Zeit für Tacheles! Und zwar höchste Zeit… (zumal ich das Original nicht gelesen habe)

Von daher ist es also zwar richtig daß die USA den größten Batzen (salopp formuliert) in die Unterstützung der Ukraine investieren, es handelt sich in Summe aber vielmehr um eine internationale Allianz von Unterstützerländern.
Da wären z.B. (zur Erinnerung):

-~-~-~ Nordamerika ~-~-~-
- USA/Canada

-~-~-~ Europa ~-~-~-
- EU komplett (da bitte nicht die osteuropäischen Länder vergessen, die quasi Anrainer sind und ihre eigene, ganz spezielle Geschichte mit Russland haben. Um das mal vorsichtig zu formulieren)
- Europäische Nicht-EU Länder, wie England, Norwegen, Schweiz.
- Europäische EU-Länder, die aber nicht Nato-Mitglied sind, wie Schweden und Finnland

-~-~-~ Asien/Pazifik ~-~-~-
- Japan
- Taiwan (!)
- Süd-Korea
- Singapur
- Australien
- Neuseeland

Und dann gibt es da auch noch Länder, wie z.B. die Türkei, die zwar Nato-Mitglied sind aber sich nicht an Sanktionen/Waffenlieferungen beteiligen. Im Gegenteil fast schon…
Oder auch sehr interessant -wie ich finde- Israel zum Beispiel, die kein Nato-Mitglied sind und sich auch nicht beteiligen. Allerdings stehen die irgendwie auch zwischen sämtlichen Stühlen, weswegen deren Position auch nicht so einfach ist. Das wäre in meinen Augen sogar mal einen eigenen Artikel wert (Freundschaft mit den USA, gleichzeitig Gentlemen Agreement mit Russland bzgl. Syrien und Iran… etc. … spannend)

Warum mache ich mir eigentlich diese Mühe? Ist ja alles kein Geheimnis…

hat das Verdrehen der Realität, der politische Spin und das Lügen reale Auswirkungen

Darum! Wenn ich so etwas als Autor in dem Artikel raushaue, dann sollte ich erst mal selbst sehen wie die an so vielen Stellen geforderte Wahrheit denn tatsächlich aussieht.
Warum beteiligen sich denn zum Beispiel die Asiatischen Länder!? Oder die Pazifik Nationen!? Selbst den USA könnte das doch im Grunde am Arsch vorbei gehen was jenseits des Atlantiks passiert. Gerade die US-amerikanischen Autoren sollten sich das doch mal selbst fragen. Die Vergleiche mit Irak und Afghanistan sind m.E. nämlich keine.
Da geht es in meinen Augen nämlich auch (!) um das Gesamtbild, wenn man so will. Um das Globale, das grosse Ganze. Und Ja, es geht neben Geld und Macht auch um den anderen Irren Diktator der sich auch ein Weltreich ohne Rücksicht auf Verluste erobern will (siehe Chinas frei zugänglicher Plan 2049).

dass eine Verlängerung und Eskalation des Krieges einen voll entfalteten Krieg zwischen Russland und den Vereinigten Staaten riskiert, der zu einem Atomkrieg eskalieren könnte.

Siehe oben: Wenn würde es zu einem Weltkrieg eskalieren.
Sag niemals nie, aber ich persönlich halte solch ein Szenario für wenig wahrscheinlich. Ich weiß, interessiert keine Sau was ich denke aber wenn wir schon beim Thema Wahrheit sind, sollten solche Behauptungen auch mit Fakten unterfüttert sein. Was genau ist mit „Eskalation“ gemeint? Wieso „nur“ USA gegen Russland? Guckt Europa dann einfach zu und dreht Däumchen? Wäre es dem Rest der Welt (die aktuell andere Sorgen haben oder weit genug weg sind) scheißegal wenn da auf einmal Raketen quer durch Europa flögen? Bei aller Liebe, aber so schafft man doch keine Fakten. Mir ist das jedenfalls zu dünn.

Persönliches Fazit zu Teil 1:
Wahrheit/Fakten Ja, aber dann auch erst mal selbst bei sich anfangen. Zudem die Wahrheit in einem Krieg zu erfahren bleibt m.E. nur ein frommer Wunsch. Zudem liegt die Wahrheit oftmals auch im Auge des Betrachters. Je nachdem was derjenige an Informationen vorliegen hat. Fakten muss man sich nach meiner Erfahrung dagegen leider immer mehr selbst zusammensuchen. Kritik der Autoren am Journalismus („Medien“) daher berechtigt, Selbstkritik und Reflexion dabei aber ebenso wichtig. Motto: Raus aus der eigenen Blase! Über den Tellerrand schauen.

Zu Teil 2 des Artikels

Mitverantwortung des Westens unter den Teppich gekehrt

Teil 2 fängt ja schon etwas unglücklich mit dem Titel an. Wie oben ja bereits anhand von FAKTEN dargelegt ist das ermüdende West-Ost-Geschwätz aus dem kalten Krieg heute nicht mehr zutreffend. Mir ist zwar bewusst daß die Autoren versuchen… äh… ja was versuchen sie eigentlich? Ich finde das geht etwas durcheinander.
Begonnen wird Teil 2 mit der Darlegung der Mitverantwortung des „Westens“ an einer Blockade etwaiger Verhandlungen (siehe oben! Zwar liegt z.B. Japan soweit im Westen daß man die vielleicht irgendwie mit zum Westen zählen könnte, es ist jedoch de facto falsch! Wir schreiben das Jahr 2023, nicht mehr die 80er).
Untermauert wird das von den Autoren mit einem Besuch Boris Johnsons in Kiew Anfang April 2022, also nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn. So, so! Na dann, wenn Boris Johnson das sagt… Sorry, aber DAS sollen belastbare Fakten sein?
Was mit der Blockade des „Westens“ begann (@Autoren: s.o., der kalte Krieg ist vorbei. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, aber Pssst hat sich noch nicht rumgesprochen scheinbar), wird mit Kriegsmitverantwortlichkeit des „Westens“ fortgeführt.

Der wachsende Berg an Beweisen dafür, dass die USA und ihre Verbündeten für viele Aspekte dieser Krise mitverantwortlich sind, wird unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt

Welche Krise? Ist „Krise“ für einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg bei dem täglich unzählige Menschen sterben nicht etwas sehr zynisch formuliert!? Oder was genau ist gemeint?
Statt den „wachsenden Berg an Beweisen“ näher zu erläutern wird sich an Nord Stream 2 abgearbeitet und ein vermeintlicher Trumpf ausgespielt: ein Artikel von Seymour Hersh. Ohne Zweifel und unbestritten ein (ehemaliger) namhafter Star-Investigativ-Reporter der sich hier m.E. auf dünnes Eis begibt. Ich empfehle jedem das Gesamtbild, also die ganze Geschichte sich mal anzutun. Hersh ist -am Rande bemerkt- mittlerweile 85 Jahre alt…

Danach wird es dann abenteuerlich. Denn es könnte suggerieren daß „wir“ Schuld daran seien daß Putin die Ukraine überfallen hat. Wer das ernsthaft denkt, dem ist nicht zu helfen. Der kann dann auch wahrscheinlich den War on Terror rechtfertigen. Schließlich haben die Piloten das ja 9/11 provoziert…

Was also sollten aufgeklärte amerikanischer Bürger über die Rolle wissen, die unsere Regierung beim Anheizen der Krise in der Ukraine gespielt hat
[…]
Die Antworten enthalten u.a.:

- Nato Versprechen: 1997 gab es die Sowjetunion nicht mehr. Russland war in den 90ern am Boden. Ausserdem steht es jedem souveränen Staat frei wem er sich anschliesst. Weder ein Bill Clinton noch ein Helmut Kohl können/sollen/dürfen entscheiden wer sich bewirbt. Siehe aktuell Schweden und Finnland. Putin treibt die in die Arme der Nato!
- 2008 Nato Gespräche Ukraine (und Georgien!). Da empfehle ich sich die wikileaks cables dazu von damals ausm web Archiv zu suchen. Sehr erhellend. Die Nato wusste seinerzeit daß genau das von Russland benutzt werden würde.

Und so weiter. Ich will keinen unnötig langweilen, die anderen Punkte sind auch sehr einseitig (vorsichtig formuliert).

Wir würden verlangen, dass die Medien die Wahrheit an die Öffentlichkeit weitergeben.

Absolut! Der Artikel trägt meiner Meinung nach jedoch nicht dazu bei.

Persönliches Fazit:
Keiner hier will doch Krieg!
Der einzige der dafür verantwortlich ist, ist der Mafiaboss Putin mit seiner Entourage an Kriminellen. Niemand hat ihn gezwungen einen Krieg gegen das Nachbarland zu führen, quasi gegen die eigenen Brüder und Schwestern.
Er könnte SOFORT diesen Krieg beenden indem er seine Truppen zurückpfeift. Stattdessen schickt er immer weiter Soldaten in den sicheren Tod und isoliert gleichzeitig sein eigenes Land (und Volk) immer mehr. Mit solchen Menschen kann man nicht seriös verhandeln. Leider! In meinen Augen ist alles andere lediglich mehr Wunsch als Realität.
Es geht bei Verhandlungen bekanntlich zudem auch immer um eigene Interessen. Die sehe ich persönlich hier nicht (mehr) in Einklang zu bringen. Ganz ehrlich: ich habe mittlerweile (!) z.B. auch kein Interesse mit solch einer Konstellation mitten in Europa zu leben. Echt keinen Bock auf Kalten Krieg Reloaded dann.
Ich befürchte es wird daher darauf hinauslaufen wer letzten Endes den längeren Atem hat. Natürlich auf Kosten vieler, vieler, vieler… sinnloser/unnötiger Opfer.
Das Gesamtbild betrachtend frage ich mich dabei gleichzeitig, welche Zielstellung Verhandlungen denn eigentlich konkret hätten. China wird das übrigens mit Blick auf Taiwan vermutlich sehr genau beobachten, nebenbei bemerkt. Japan ist da z.B. m.E. etwas „realistischer“ in der Einschätzung der Situation.
Selbst ein erstrebenswerter Waffenstillstand wäre bei gleichbleibender Konstellation der Beteiligten doch sehr fragil, wenn nicht sogar ne Dauerkrise. Das hat Putin ja schon mehrfach bewiesen und nicht erst 2014 mit der Annexion der Krim. Georgien, Tschetschenien…
Putin ist auch nicht Assad, der es geschafft hat sich irgendwie durchzuwurschteln… Und Russland ist auch nicht Syrien.
Mit den gleichen Köpfen an der Macht wird es hier in meinen Augen äußerst naiv, nahezu utopisch von nachhaltigem Frieden zu sprechen… Selbst mal angenommen wenn Putin weg wäre, wer käme danach? Alles besser als er? Oder wie sollte das aussehen? Ich weiß es auch nicht.
Ich lasse mich aber sehr, sehr gerne auch vom Gegenteil überzeugen, denn ich bin gegen Krieg - gibt nur Verlierer! Die Wahrheit von der in dem Artikel ja so oft die Rede ist kann aber leider nunmal auch weniger schön sein. Ganz besonders wenn Krieg herrscht.
Ich persönlich gehe davon aus, daß die oben genannte internationale Länderallianz die Ukraine weiterhin unterstützt* und die Ukraine dadurch den längeren Atem haben wird. Bleibt die Frage ob Putin dann irgendwann durchdreht. Ich weiß, reine Spekulation.

[/Persönliche Meinung!]

In diesem Sinne, Baxter
_________________________
P.S.: Und nächstes Mal würde ich mir mal einen Artikel wünschen warum denn der Osten der Ukraine so wichtig ist (nix da von wegen Entnazifizierung und son vorgeschobener Quatsch). Beispiel:
https://www.bluewin.ch/de/news/international/putin-haelt-grossteil-von-kiews-bodenschaetzen-besetzt-1347477.html

12,4 Billionen Dollar wert
Putin hält Grossteil von Kiews Bodenschätzen besetzt

So! Und wenn wir dann auch mal wirklich ehrlich sind, wie wichtig das im Grunde auch für unseren (i.S.v. Europas) Wohlstand und Zukunft (Mineralien für die Energiewende) wäre, kann man damit im Hinterkopf sich noch einmal fragen wie Verhandlungen denn realistischerweise aussehen würden, würde man sie denn führen wollen. Genau: Aktuell eher sinnlos! Finde ich aus den genannten Gründen zumindest. Und noch einmal: ich selbst bin gegen Krieg, aber seit wann zählen denn Menschenleben etwas… auch eine Wahrheit, wenn auch eine sehr traurige. Meistens geht es doch nur um Geld und Machterhalt!

* Provokativ in den Raum geworfen: Zumindest sämtliche Kosten wären mit den Bodenschätzen ruckzuck zurückbezahlt bzw. verrechnet. Lieber mit einer dann demokratischen Ukraine und Mitglied der EU Energiegeschäfte machen, als mit einem Diktator der sein Land wie ein Drogenkartell führt und sich die Bodenschätze gewaltsam geholt und als Besatzer verwaltet? Und China könnte uns dann auch mal kreuzweise.
Wie seht ihr das? Abwegig?

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