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  • R. Winkler

179 Beiträge seit 26.10.2020

Ist die(!) "Wissenschaft" ein Subjekt?

Was meint der Autor mit die(!) Wissenschaft und die(!) Politik?
Er handhabt diese Begriffe, als handle es sich um subjektartige, mehr oder weniger in sich geschlossene Institutionen, nicht aber um fiktionale Konstruktionen, die sich in dieser sprachlichen Vereinfachung einer systemischen Betrachtung verschließen.

Steht „Wissenschaft“ nicht vor allem für eine Methode? Gerade darin, „Wissenschaft“ als „Institution“ zu kommunizieren, sie also mit politischem Ge- bzw. Missbrauch zu verwechseln, liegt aber wohl der Kern des Problems.

Der Nutzen wissenschaftlicher Methode liegt in ihrer Fähigkeit zur Formulierung belastbarer Prognosen. Möglich ist dies durch rationales, systematisches, analytisches und dabei stets skeptisches Bewerten von Wahrscheinlichkeiten(!).
Menschen mit wissenschaftlichem Denken zu konfrontieren heißt mithin, sie mit dem „Prinzip Zweifel“ vertraut zu machen.

Werden im politischen und ökonomischen Interesse „Wissenschaft“ und Wissenschaftler als institutionelle Wahrheitsverkünder (mit tendenziell absolutem Gewissheitsanspruch) instrumentalisiert (oder bieten sie sich hierzu aktiv an!), erfüllt dies meist medial geschürte Erwartungshaltungen nach gefühlter Sicherheit. Damit kann man Politik und Kasse machen und verunsicherte Teile der Öffentlichkeit manipulieren. Denn: wer auf angeblich sichere „Wahrheiten“ hofft, verliert den Maßstab für Skepsis, für Evidenz - und vor allem für Wahrscheinlichkeit!

Auf längere Sicht führt dies zu dem beklagten Verlust an Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien und damit zu einer abnehmenden Tolleranz gegenüber Ungewissheiten, die auch Wissenschaft - ihrer Natur nach - nicht beheben kann.

Ist es also, wie es in der Überschrift heißt, „Wissenschaft (die) Politik macht“? Oder ist es politischer Missbrauch von „Wissenschaft“, der auf einem falschen Wissenschaftsverständnis aufbaut und dieses zugleich fördert?

Leise Verzweiflung kommt indes bei den Ausführungen des Autors zum Verhältnis von Politikern und Bevölkerung auf:

„Politiker wollen regieren und politisch gestalten ( … ). Um das machen zu können, müssen sie gewählt und wiedergewählt werden. Für die Wahl ist es notwendig, dass die Vorstellungen der Politiker von einer guten Gesellschaft ungefähr mit denen der Bevölkerung zusammenpassen, genauer gesagt, es werden die Politiker gewählt, deren Zielvorstellungen mit den Wünschen eines ausreichenden Bevölkerungsanteils zusammenpassen.“

Na dann! Dieses hoch analytische Gesellschafts- und Politikmodell wäre wohl selbst Anna-Lena Baerbock zu unterkomplex!?

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