E. Jason schrieb am 02.05.2023 12:52:
Die Wahrheit ist aber subjektiv.
Die wissenschaftliche Erkenntnis wird durch die Methodik bestimmt. Sie ist damit sowohl spezifisch (methodenabhängig) als auch objektiv (eine korrekt angewendete Methodik ergibt immer die selbe Erkenntnis). Kurz eine wissenschaftliche Erkenntnis bildet eine spezifische Objektivität ab. Sie ist mitnichten subjektiv (höchstens in ihren menschlichen Fehlern). Das Verhältnis von wissenschaftlicher Erkenntnis zur spezifischen Objektivität zu bestimmen ist Aufgabe anspruchsvoller Erkenntnistheorie.
Das gilt sowohl für Naturwissenschaften, wie Geisteswissenschaften. Der Unterschied zwischen beiden liegt nicht in ihrem Erkenntnisgehalt sondern in ihrer gesellschaftlichen Aufgabe.
Die Nützlichkeit, genauer die Verwertbarkeit, naturwissenschaftlicher Erkenntnis steigt mit ihrem Wahrheitsgehalt. Dagegen dient geisteswissenschaftliche Erkenntnis der Legitimation der jeweiligen (Herrschafts-)Verhältnisse. Da wo sie diesen, sei es auch nur potentiell, widerspricht, wird sie finanziell ausgetrocknet oder politisch sanktioniert. Ein Wahrheitsgehalt wäre da nur hinderlich, weswegen dieser oft genug herrschaftslegitimierend erkenntnis- oder wissenschaftstheoretisch abgestritten wird.