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  • Orakel Paul

313 Beiträge seit 15.03.2022

Etwas vergessen?

Ein Großteil der außenpolitischen Experten Russlands interpretiert die Tatsache, dass sich die zentralasiatischen Staaten anscheinend um eine aufkommende russisch-chinesische Achse scharen, als ein deutliches Zeichen dafür, dass die regionalen Staatsoberhäupter von den USA bitter enttäuscht sind. Die Irritation, wenn nicht sogar Angst, mit der Zentralasien auf die amerikanische Politik reagiert, nimmt die Form eines institutionalisierten Protests an. Das Treffen zwischen Präsident Putin und dem chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao, der Besuch des usbekischen Präsidenten Aslan Karimov in Moskau und das SCO-Treffen in Astana zeigen nach dieser Lesart, dass eine Gruppe regionaler Länder sich für ein institutionalisiertes Gegengewicht zur amerikanischen Vorherrschaft und amerikanischem Expansionismus in Zentralasien einsetzen.

Sagt wer? Die Bundeszentrale für politische Bildung, von der ich hoffe, dass sie noch zitiert werden darf. Dies im Jahr 2006.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29952/die-politik-der-usa-der-eu-und-chinas-in-zentralasien/

So nämlich ist das: die USA haben nach dem Ende der Sowjetunion versucht, die Südflanke Russlands in ihrem Sinne zu gestalten. Wobei sie sich ziemlich eng an das Konzept aus Zbigniew Brzezinskis "Grand Chessboard" hielten. Da war es fast ein Geschenk des Himmels, dass man ab 2001 in Afghanistan einmarschieren konnte, denn wenn es gilt, etwas umzugestalten, haben die USA gern ihr Militär in der Nähe. Aber wie man sieht, haben sie sich so schlecht benommen, dass sie dort dann die Rote Karte bekommen haben. Worauf diese Länder der SCO beitraten.

Nun reist Annalena Baerbock dorthin und erwartet, dass sich die unter die transatlantischen Fittiche begeben, um den bösen Putin zu isolieren. Dort schimpft zwar einer wie ein Rohrspatz, aber nicht wegen der Ukraine, vielmehr vermisst er die Sowjetunion. Das dürfte nicht unbedingt im Sinne Annalenas sein.

Sie bietet Zusammenarbeit an und erwähnt Wasserstoff. Wer die Grünen aber kennt, weiß, dass sie hauptsächlich am Nichtwasserstoff interessiert sind. Wenn es soweit käme, müssten diese Länder dann sofort das westliche Sanktionsregime übernehmen, gegen Russland und auch und vor allem gegen China: unter gar keinen Umständen darf an Belt and Road teilgenommen werden. Das ist die geopolitische Achse, um die sich gegenwärtig alles dreht.

Wird wohl nichts. Die Chinesen haben inzwischen die wesentlich schmackhafteren Äpfel zu bieten als der Westen. Annalena wird es nicht verstehen.

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