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  • blueoctopus

447 Beiträge seit 30.10.2017

Wie die fossile Industrie das Klima sabotiert

Wer sich für das Thema interessiert sollte unbedingt diesen Artikel lesen, es ist der endgültige Todesstoß für Mutter Erde

Jetzt drehen die Ölkonzerne richtig auf: Fossile Industrie greift Klima an wie nie zuvor

CO₂-Bomben Ein Rechercheteam des britischen „Guardian“ deckte auf, wie die Konzerne ihre Förderung ausweiten wollen. Wird dies Realität, ist es das Ende aller Klimaziele

ExxonMobil, Shell, BP und Chevron: Die größten fossilen Energieunternehmen planen still und leise Großprojekte zur Förderung von Öl und Gas, die jedes CO₂-Budget in den kommenden Jahren zum Platzen bringen könnten. Die Pläne solcher Großkonzerne sind normalerweise nicht leicht zugänglich: Öffentliche Informationen sind rar und schwer auszuwerten. Ein Investigativteam der britischen Tageszeitung The Guardian konnte nun jedoch recherchieren, welche Mengen Öl und Gas in den nächsten Jahren von den Unternehmen gefördert und gehandelt werden sollen – viel zu viel, wenn das Ziel erreicht werden soll, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten. Noch beunruhigender: Die Unternehmen haben weitere Projektoptionen in der Schublade, die nicht einmal mit einer verheerenden Erderwärmung von 2,7 Grad vereinbar wären. UN-Generalsekretär António Guterres warnte im April die führenden Politiker der Welt: „Unsere Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen bringt uns um.“

Allein die kurzfristigen Expansionspläne der Industrie sehen neue Öl- und Gasprojekte vor, die so viel Treibhausgase produzieren würden, wie China in einem Zeitraum von zehn Jahren ausstößt – der in absoluten Zahlen global größte Umweltverschmutzer. Die Förderpläne beinhalten 195 gigantische Öl- und Gasprojekte, die in der Klimawissenschaft als „CO₂-Bomben“ bezeichnet werden: Jedes dieser Projekte würde über seine Laufzeit mindestens eine Milliarde Tonnen CO₂-Emissionen produzieren. Für die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder wollen die Ölgesellschaften 103 Millionen Dollar – pro Tag! – ausgeben.

Da angesichts des Ukraine-Kriegs derzeit vor allem die Öl- und Gasförderung Russlands im Fokus steht, sei noch gesagt: Auch die USA, Kanada und Australien gehören zu den Ländern mit den größten Expansionsplänen und den meisten „CO₂-Bomben“.

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/recherche-weltweit-wollen-konzerne-die-oelfoerderung-ausbauen

Es ist wohl so, dass sich die Menschen eher ihr Ende vorstellen können (und das wird auch relativ schnell kommen), als das Ende des Kapitalismus. Traurig aber wahr

Es gibt keine Lösung innerhalb des kapitalistischen Systems, der Megamaschine

Auch das Märchen vom grünen Wachstum ist wissenschaftlich längst widerlegt, zudem es einen zentralen Punkt übersieht um den man nicht herumkommt: Die Emissionen sind nur ein Teil der Krise. Zusätzlich zu der Klimakrise überschreiten wir bereits eine Reihe anderer planetarer Grenzen, angetrieben durch die steigende Extraktion aus der Erde.

Der Kapitalismus beruht ja auf dem Prinzip: Nimm dir mehr als du bereit bis zurückzugeben

Das Problem ist nicht allein die Art der Energie, die wir verwenden, sondern das, was wir damit anfangen.

Selbst wenn wir ein hundertprozentig sauberes Energiesystem hätten, was würden wir damit machen? Genau das gleiche wie mit den fossilen Brennstoffen: mehr Wälder abholzen, mehr Fische in den Schleppnetzen fangen, mehr Berge absprengen, mehr Straßen bauen, industrielle Landwirtschaft ausweiten und mehr Abfall in die Deponien schicken - was alles ökologische Folgewirkungen hat, die unser Planet nicht länger ertragen kann. Wir werden dies alles tun, weil unser Wirtschaftssystem verlangt, dass wir Produktion und Verbrauch exponentiell erhöhen.

Das ist ja eigentlich die Idee hinter der Verwendung sauberer Energie zum Betreiben eines Systems des "grünen Wachstums", dass wie die Materialproduktion und den Verbrauch weiterhin steigern können. Warum sonst sollte der Energiebedarf steigen?

Der Umstieg auf saubere Energie wird nicht zur Verlangsamung all dieser anderen Ausformungen der ökologischen Krise beitragen. Aus der Bratpfanne der Klimakatastrophe zu hüpfen, bringt uns nicht viel, wenn wir am Ende doch ins Feuer der ökologischen Katastrophe springen

Die Befürworter des grünen Wachstums haben darauf allerdings eine einfache Antwort. Ihrer Meinung nach müssten wir nichts anderes tun, als das BIP-Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.

Sie räumen natürlich ein, dass der Ressourcenverbrauch historisch gesehen im Gleichschritt mit dem BIP gewachsen ist. Das bezieht sich aber auf die globale Ebene. Während es in bestimmtem einkommensstarken Ländern wie Großbritannien, Japan und eine Reihe anderer reicher Länder, gelungen ist den inländischen Materialverbrauch (Domestic Material Consumption DMC) zu senken und trotzdem das BIP zu steigern behaupten sie. Selbst in den USA hat sich das DMC in den letzten zwanzig Jahren mehr oder weniger abgeflacht.

Die Ökologen und Ökologinnen haben diese Behauptung allerdings längst widerlegt. Das Problem mit dem DMC ist, dass er ein entscheidendes Puzzlestück ignoriert: Er rechnet zwar die importierten Güter ein, die ein Land verbraucht, aber nicht die Ressourcen, die man für die Produktion dieser Güter braucht.

Da die reichen Länder einen derart grossen Teil ihrer Produktion in andere Länder ausgelagert haben - vor allem in den globalen Süden -, ist nun auch die Verantwortung für diesen Aspekt des Ressourcenverbrauchs praktischerweise aus ihren Bilanzen verschwunden. Um dem Recnung zu tragen, bevorzugen die Wissenschaftler die Verwendung des sogenannten "Materialfußabdrucks" als Maßstab, der die Summe der in den Importen einer Nation enthaltenen Ressourcen einbezieht.

Wenn man diesen ganzheitlichen Maßstab anwendet, wird sehr schnell klar, dass der Materialverbrauch der reichen Länder überhaupt nicht gesunken ist. Ganz im Gegenteil, er hat in den letzen Jahrzehnten dramatisch zugenommen, sogar so stark, das er am BIP-Wachstum vorbeizog. Er war nicht als eine buchhaltungstechnische Illusion.

Das Problem ist die Tatsache, dass wir ein politisches System haben, das ein paar Leuten die Macht gibt, für ihren eigenen privaten Profit unsere gemeinsame Zukunft zu sabotieren.
(Als Vorlage meines Beitrages diente mir das Buch von Jason Hickl: Weniger ist mehr: Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind; 15. März 2022)

Man könnte praktisch über Nacht das Problem der Armut, des Elends und des Hungers auf der Welt beenden wenn der politische Wille dazu da wäre. Auch die ökologische Katastrophe könnte man noch abwenden (wenn auch nicht über Nacht), aber das Zeitfenster dazu schließt sich dramatisch schnell und endgültig. Stattdessen werden wir von einer völlig korrupten, inkompetenten und undemokratischen Politikerkaste - die willfährigen Vasallen der Finanzelite - sehenden Auges in die finale Katastrophe geführt.

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