Im marktkonformen Trend liegt die Vielfalt und so macht sich einE jedeR einen eigenen Begriff von der Demokratie.
Bis ins 18. Jahrhundert war klar: Demokratie ist ein Herrschaftssystem egalitärer Mitbestimmung. Aus der Gruppe derer, die zur Mitbestimmung berechtigt sind, werden immer wieder neu die ausgelost, die vorübergehend in Gremien Entscheidungen für die Gesellschaft verhandelten. So konnte die Ausbildung elitärer Herrschaftsoligarchien effektiv verhindert werden.
Im späten 18. Jahrhundert wurde dann, nach Vorbild der reformierten englischen Monarchie, die Republik mit Wahlen als Auswahlverfahren etabliert. Wahlen sollten dafür sorgen, dass die einfachen und ungebildeten Leute, der Pöbel, von politischer Mitbestimmung möglichst ausgeschlossen wurde. Das funktioniert bis heute ausgesprochen gut: Politik ist vor allem eine Angelegenheit von in Partien organisierten BerufspolitikerInnen, die mit anderen Eliten Regierungsentscheidungen verhandeln. Ab dem 19. Jahrhundert wurde aus diese Republiken dann nach und nach als Demokratien bezeichnet.
Im 20. Jahrhundert begann dann die Umdeutung der Demokratie von einem Herrschaftssystem in ein liberales Gesellschaftsmodell. Als besonders demokratisch gilt es heute, wenn viele individuelle Freiheitsrechte gewährt und geschützt werden. Dahinter steckt die Ideologie des Liberalismus, der auf der konstruierten Annahme einer naturgesetzlichen Freiheit des Individuums eine ideale Gesellschaft der freien Individuen beschreibt, in der das Rechst des Stärkeren gilt. Das ist der liberale Sozialdarwinismus.
Wenn die Jugend nun mehr Mitbestimmung von Mitarbeitenden in Unternehmen fordert, dann entspricht dass den Vorstellungen der frühen Sozialisten, die emanzipatorische Mitbestimmung in Politik und in Unternehmen forderten. Die innerbetrieblichen Demokratie war bereits um 1900 ein Anliegen, von dem in der Montanindustrie und mit dem Betriebsverfassungsgesetz nur wenig umgesetzt wurde. Dieses minimale Mitbestimmung ist durch die Globalisierung und neue Unternehmensmodelle akut gefährdet.