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  • Ice Tea

217 Beiträge seit 10.07.2020

Schöne Offenbarung

Das ist doch mal eine schöne Offenbarung über die standort-strategische Einschätzung des Lohns, wie er seit hundert Jahren zur entscheidenden Lebensbedingung der ArbeiterInnen gemacht ist. Wenn die Inflations-Fachleute vor der "Lohn-Preis-Spirale" warnen leuchtet für jeden verständlich der "Lohn" als die spiralisierende "Gefahr" heraus. Wer hat schon was gegen unschuldige Preise, mit denen "die Wirtschaft", ihr Wachstum und letztlich "unser deutscher Wohlstand" schließlich erfolgreich in der Weltmarktkonkurrenz bestehen müssen?

In einer Preis-Konkurrenz, die sich tendenziell eher um die Senkung von Warenpreisen und Verbraucherglück dreht - über die Lohnkosten der Beglückten - ist eine Erhöhung der Warenpreise für die Produzenten leider dann unumgänglich, wenn jeder in der Produzentenkette seine gestiegenen Fixkosten an Energie, Mieten, Transport ... , auf seine Verkaufspreise drauflegt und an seine Käufer weitergibt. So findet eine allgemeine Verteuerung der Waren statt, bis zum Ende der Kette, dem königlichen "End-Verbraucher", der sie nicht mehr weitergeben kann.
Nur bei dem einen Preis, dem für die Ware Arbeitskraft, sind sich die beteiligten Standort-Fachleute einig, dass der, ungeachtet der feststehenden Zunahme von Elend, nicht so einfach erhöht werden kann, sondern nun "konzertiert", also in politisch verantwortungsvoller Abstimmung mit Gewerkschaften und Arbeitgebern, geregelt werden muss. Mit Einmalzahlungen und Leistungsaufstockungen, wie es sie schon gibt, um vielleicht die nächste große Welle von Strom- und Gasabschaltungen und Entmietungen etwas abzumildern.
Die ungute Inflations-Botschaft für LohnbezieherInnen: Der Preisanstieg ihrer Ware ist ein belastendes Problem für die nationale Wirtschaft - aber das ist eigentlich nichts neues in der Geschichte der freien Wirtschaften.
Die gute Botschaft: Der Lohn soll der aktuellen Lage entsprechend national-verantwortlich, aber weiterhin tarifautonom von Wirtschaft und Gewerkschaften festgelegt werden. Keiner hat die Absicht in sinkende Freiheitslöhne ungebührlich einzugreifen.

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