Den komischen Sermon von Sabine Schiffer kann man getrost zur Seite schieben und sich in den damaligen Gefühlswelten eine Runde aalen.
Der Kalte Krieg war vorbei und der Schröder nannte den Putin einen "lupenreinen Demokraten", aber selbst bösmeinende Zeitgenossen wären nie auf die Idee gekommen, dass dieser Putin für einen kruden Nationalismus einmal die Ukraine überfallen würde.
Die Zeit der großen Kriege und Armeen schien vorbei und das große, friedliche zusammenleben der Völker schien in greifbare Nähe gerückt.
Als der Osama bin Laden dann das Wolrd Trade Center mit seinen "fliegenden Bomben" in die Luft jagte und sich hinterher bei den Taliban verschanzte, merkte man in Deutschland, dass es dort ein vergessenes Fleckchen Erde gab, in dem man sich noch fröhlich die Schädel einschlug und dort frühmittelalterliche Stammesstrukturen herrschten, die eine Brutstätte für Terroristen waren. (Ok., ok. die Terroristen vom Osama kamen aus Hamburg, aber das wollte man nicht bombardieren.)
Da kam man im friedensbeseelten Deutschland auf die Idee des Nationbuilding:
Die wilden Taliban vertreiben.
Den Leuten, die ein lebenlang nur Gewalt und Krieg kennengelernt hatten, ein friedliches Miteinander mit einer funktionierenden Verwaltung und (proto-)demokratischen Strukturen beibringen.
Ein funktionierender Staat würde schon keine Brutstätte für Extremisten sein.
Wir backen uns einen Staat.
Deutschland übernahm, auch mit den Petersberg-Konferenzen hier eine führende Rolle, aber auch die Amis kippten dort Milliarden in den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung rein.
Im Bundestag wurde damals lang und breit darüber diskutiert, ob man dort überhaupt bewaffnete Truppen hinschicken sollte. Aber es ist eine äußerst einfältige Idee, in einem Land in dem jeder Hansel mit einer AK-47 herumläuft, völlig unbewaffnete Leute reinzuschicken. Die Truppen waren anfänglich nur minimal bewaffnet, um sich gegen irgendwelche Strauchdiebe wehren zu können.
Der Rest der Geschichte ist bekannt:
Die Taliban erkannten, dass sie sich bei den unterversicherten Deutschen und deren Sektor gut austoben konnen. Da nahm der Gutti dann das Wort "Krieg" in den Mund, um für eine hinreichende Ausstattung der Bundeswehr sorgen zu können. Einen Krieg hat Deutschland aber dort nie geführt. Das ganze Geraffel diente dem Eigenschutz.
Und dann das große Drama der Sozialpädagogen und Helfer der Drogensüchtigen:
Solange die Leute nicht bereit sind selber dafür zu kämpfen, ist alles sinnlos.
Der Staat Afghanistan funktionierte so lange, wie die Amis mit ihrer Minitruppe dort für Ordnung sorgten und wir dort Geld reinpumpten.
Heute sitzen die Taliban auf einer stark gewachsenen Bevölkerung, bei denen ihr mittelalterliches Gesellschaftsmodell auch mit ganz viel Liebe nicht mehr funktioniert.
Armut und Erbärmlichkeit sind zurückgekehrt. Die Taliban möchten sogar die Mädchen auf die höhreren Schulen schicken, Hauptsache der Westen kommt als dienstbarer Geist mit seinem Geld zurück.
Und der Putin hat uns jetzt sogar von der Illusion befreit, in Europa würde man keinen richtigen Krieg mehr führen.
Hierzu sollte man anmerken: Die Russen haben dort soviel Kampfpanzer verloren, wie die Bundeswehr besitzt.
Der Traum von einer friedlichen Welt mit einer ewigen Friedensdividende hat sich vollständig in Luft aufgelöst.