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  • JAW

575 Beiträge seit 01.05.2001

Re: Der Unterschied zwischen Primärquellen, Meinungen und Interpretationen...

KarlderEinfaeltige schrieb am 12.07.2024 17:56:

Das sehen die Herren Charap und Radchenko auch so.

Der Text der Herren Charap und Radchenko direkt vor deinem Zitat liest sich da schon sehr anders:
Im April 2022 gingen jedenfalls laut Charap und Radchenko die Vertragsentwürfe zwischen Moskau und Kiew hin und her, bis am 15. April eine Unterzeichnung durch Wladimir Putin und Wolodimir Selenskij innerhalb von zwei Wochen vorgesehen wurde. Warum scheiterte alles? Ihre Antwort: Der Westen habe den diplomatischen Prozess nicht »umarmt«, sondern die Militärhilfe für Kiew und den Druck auf Russland erhöht. Die »Führung« habe Großbritannien übernommen.

Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem was folgt, aber schauen wir's uns mal genauer an:

https://www.foreignaffairs.com/ukraine/talks-could-have-ended-war-ukraine
[i]"Still, the claim that the West forced Ukraine to back out of the talks with Russia is baseless. It suggests that Kyiv had no say in the matter.

Genau so ist es. Die Ukraine und Zelensky hängen zu 100% am Tropf des Westens, militärisch wie auch Zivil, ohne Zuwendungen läuft da nix. Und wer die Kohle hat hat auch das Sagen. Den Topf, inwieweit Zelensky Präsident oder Darsteller ist brauchen wir da nicht mal aufzumachen.

True, the West’s offers of support must have strengthened Zelensky’s resolve, and the lack of Western enthusiasm does seem to have dampened his interest in diplomacy.

Also doch wieder westlicher Einfluss.

Ultimately, however, in his discussions with Western leaders, Zelensky did not prioritize the pursuit of diplomacy with Russia to end the war. Neither the United States nor its allies perceived a strong demand from him for them to engage on the diplomatic track.

Das ist besonders schön. "Ultimately" ist eine abschliessende Wertung, die der Text so gar nicht hergibt, eine Meinung wird als Fakt verkauft, reine Rethorik, null Inhalt, ganz im Gegenteil, denn:

Die NYT stellte am 15. Juni 2024 fest, Selenskyj habe nach seinem Besuch in Bucha am 4. April gesagt, die Verhandlungen müssten weitergehen, auch wenn Russland die Gräueltaten als inszentierte Provokation darstelle.

Selenskyj hat also durchaus seinem Wunsch nach Verhandlungen deutlich Ausdruck verliehen.
Was die "United States or its allies" davon wahrgenommen haben oder wahrnehmen wollten und woher die Herren Charap und Radchenko das alles wissen wollen bleibt im Nebel des Geschwafels unklar.

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