Ansicht umschalten
Avatar von _Peter_
  • _Peter_

mehr als 1000 Beiträge seit 18.12.2016

Re: Das Argument,

Marcel Leutenegger schrieb am 04.12.2022 05:48:

eine Verurteilung eines Bundeswehroffiziers als Kriegsverbrecher sei ein Propagandaerfolg für die Taliban,

mag isoliert betrachtet einleuchten. Stimmiger wäre aber die Erkenntnis, dass die Straffreiheit ein viel grösserer Propagandaerfolg für die Taliban war, weil so jeder sehen konnte, wie scheinheilig, verlogen und ungerecht die westliche Allianz in Afghanistan agiert. Falls diese Allianz je eine Legitimität besass, delegitimierte sie dieses Urteil komplett.

Wohl war.

Ein anderer Aspekt ist, dass es nicht so einfach ist, in Kriegssituationen Recht zu sprechen.

Justitia wird von Juristen gerne mit einer Augenbinde dargestellt. Ein Gericht, ein Richter, soll sich darauf beschränken, Beweise zu sichten und ab zu wägen.

Ob es der Regierung gefällt, wenn ein Soldat verurteilt wird, welche internationalen Verwerfungen das Urteil auslöst, muss für den Richter irrelevant sein. Denn er bestimmt das Schicksal des Menschen, über den er urteilt. Und das darf nicht davon abhängen, ob es für die NATO oder für die Taliban besser wäre, wenn der Angeklagt verurteilt wird oder nicht.

Solche Überlegungen haben übrigens nach Diktaturen - wie dem Apartheitsregime in Südafrika - dazu geführt, dass man entschieden hat, viele Täter NICHT vor Gericht zu stellen (unter bestimmten Umständen).
Weil das neue Gräben aufgerissen hätte zu einer Zeit, als das oberste Ziel war, die Menschen wieder zusammen zu bringen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten