“Mitgestalten" geht nur sehr begrenzt - eben weil Elektrofahrzeuge technisch simpel sind und andere Länder das auch können. Damit will ich nicht sagen, dass der Wandel lieber ausbleiben sollte.
So isses… Ich hab noch keinen Chinesen kennengelernt, der annähernd eine vernünftige Kraftstoffeinspritzung, einen manierlichen Antriebsstrang insgesamt oder eine gescheite Motorkalibrierung hinbekommen hätte (Ja, da ist sie die deutsche Ingenieursarroganz *
Aber das tut bald nichts mehr zur Sache, denn wie du ja völlig richtig schreibst kann E-Auto quasi jeder.
Trotzdem gibt es auch da Potentiale der Mitgestaltung. Effizienz oder Themen wie Rekuperation sind da sicherlich interessant. Die Akku Entwicklung und Produktion, die bisher ja eher in asiatischer Hand war soll ja auch vermehrt wieder in-house stattfinden. Gleiches beim Thema Achsen…
Es gibt also schon Möglichkeiten sich vom Wettbewerb abzuheben.
Jetzt das aaaaber, welches im Grunde schon in vollem Gange ist:
- die Hersteller produzierten insgesamt in den letzten Jahren durch die Halbleiterproblematik und die coronabedingten Shut Downs weniger Fahrzeuge und die die dann vom Band rollten wurden i.d.R. mit hoher Marge abgegeben. Großartig Rabatte oder so gab es schlicht nicht.
- heute ist es durch die Inflation und die hohen Energiepreise eher so daß in Europa wahrscheinlich eine Art Kaufblockade zu erwarten ist. Mal sehen ob wir bald wieder Rabattschlachten erleben werden.
Bei den (weltweit umsatzstärksten) Automobilländer USA, China und Deutschland sieht es etwas verschieden aus:
- USA: Mit dem Inflation Reduction Act bekommt bei denen jeder Käufer eines E-Autos 7.500 USD Steuergutschrift, sofern das Fahrzeug auch in den USA zusammengebaut wurde.
Im schlimmsten Fall bedeutet das eine Abwanderung deutscher Hersteller und damit verbunden i.d.R. der Verlust hochqualifizierter, sehr gut bezahlter Arbeitsplätze. Deutschland kann allerdings nicht nur mit (ohne Frage auch sehr wichtigen!) Dienstleistungsjobs im niedrigeren Lohnbereich am Leben gehalten werden. Ganz zu schweigen eine Energie- und Verkehrswende zu finanzieren, Sozialleistungen aufrecht zu erhalten etc.
- China: Auch ein enorm wichtiger Absatzmarkt für uns. Es herrscht dort ein etwas anderes Klima mittlerweile, wie die oben schon angesprochene Strategie andere aus dem Markt zu drängen. Dann haben die deutschen Marken im E-Segment nicht mehr die Bedeutung wie die Verbrenner. Sogar im traditionell starken Oberklassensegment (gleichzeitig höchste Gewinnspanne) bauen die Chinesen mittlerweile brauchbare Autos. Aber auch in den anderen Segmenten (besonders Kleinwagen) ist die „alte, deutsche“ Markenstärke nicht mehr so bedeutsam.
* Und Ja, ich bin sogar mal so einen selbst gefahren (über nen chinesischen Zulieferer), Ich glaub das war ein Model von BYD, aber egal. Auf jeden Fall muss ich die deutsche Ingenieursarroganz dabei zurücknehmen, das war kein Vergleich zu Verbrennern. Sogar qualitativ hatte ich einen guten Eindruck und über den Preis brauche ich ja nichts zu sagen.
- Deutschland: Hier wird bekanntlich die Förderung gekürzt (oder läuft aus?), zusätzlich steigen bekanntlich die Strompreise. Ich glaube daß die sog. Strompreisbremse dabei auch nicht wirklich hilft. Nur soundsoviel Prozent gibtces für den Verbrauch und das Laden läuft eh übern den Hausstrom.. vielleicht weiß da einer etwas genaueres. Jedenfalls läuft es hier konträr zu den anderen Märkten. Dazu kommt noch unsere traditionell schleppende Bürokratie.
Kurzum: Es wird sicherlich nicht einfach für die deutsche Automobilindustrie sowohl Verbrenner aber auch insbesondere E-Autos loszuwerden. Es wird zudem schwer die Standortsicherheit zu gewährleisten, denn durch massive Subventionsprogramme in anderen Absatzmärkten besteht die Gefahr der Abwanderung.
Ein starker Einbruch beim Verkauf von E-Autos aus den oben genannten Gründen gefährdet außerdem unter anderem die Verkehrswende. Da kann sich auch jeder hinkleben wo er möchte und meinetwegen auch überall Radwege hinpinseln - sofern sie das auch alles finanzieren ist das kein Problem. Wenn nicht dann schon.
Ich kann bloß nachvollziehen, dass Politikern der Arsch auf Grundeis geht.
Oh ja. Absolut! Nicht nur denen, ich mache mir -offen gesagt- auch ein wenig Sorgen, auch wenn ich optimistisch bin. Wie gesagt, die „böse“ Industrie kann das leisten. Die Weichen stehen auf Regenerativ, denn da spielt die Musik und da sitzt das Geld. Die politischen Rahmenbedingen müssen allerdings passen. Wir sind nun mal nicht alleine im globalen Markt. Ich hoffe die Pokitik hat wenigstens etwas aus ihrer einseitigen Gasgier gelernt… und hat die Scheuklappen abgelegt. Wir könnten locker 10 Jahre weiter sein.
In diesem Sinne, Baxter