Hoffentlich dämpfen die bereits erfolgten Impfungen die schweren Erkrankungen bei den älteren Menschen so weit, dass unser Gesundheitssystem jetzt damit klar kommt.
Ja, so wurde argumentiert. Die besonders gefährdeten Gruppen erstmal wo weit möglich schützen, dann impfen und so kommt dann das Gesundheitssystem besser klar.
Aber da liegt offensichtlich ein Missverständnis vor.
In Berlin sind mindestens 95 % der Bewohner*innen von Alteneinrichtungen geimpft.
Ein Beispiel: Altenwohnheim Berlin-Pankow
Trotz der "schweren" Pandemie gab es keinen einzigen Coronafall in diesem Haus. Und bis Dezember war alles außer der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung beim Alten.
Dann ab Dezember ohne besonderen Anlass
1. Personal und Besucher nur noch ausschließlich mit FFP2 Masken erlaubt. OP Masken waren nicht erlaubt.
2. Nur noch 1 Person war als Besuch erlaubt.
3. Einige Tage später: Besuche werden auf 1 Stunde begrenzt
4. eine weitere Woche später: Besuche nur noch mit einem vom Arzt oder einem Testzentrum durchgeführten Schnelltest (auf eigene Kosten versteht sich)
So weit so gut. Alles zum Schutz der "Alten". Kein Problem. Macht man natürlich
Jetzt haben alle Bewohner und ein großer Teil des Personal bereits die 2.Impfung erhalten. Das ist jetzt fast 4 Wochen her. Nichts von den o.g. Maßnahmen wurde zurück genommen. Und es besteht auch keinerlei Aussicht, dass sich daran etwas ändert.
Wovor schützt man denn diese Bewohner*innen jetzt noch? Die Auswirkungen der sogenannten Corona Schutzmaßnahmen sind für die Bewohner katastrophal.
Sie bekommen schlicht und ergreifend so gut wie keinen Besuch mehr, weil sich oft schon alleine die Anreise für einen Besuch von einer Stunde nicht lohnt. Die Kinder oder Enkelkinder wohnen meist nicht vor Ort. Die Einrichtung gilt als betreutes Wohnen und das bedeutet, dass die Bewohner*innen noch vieles eigenständig machen können/sollen. Aber seit der Verkündung einer gefährlichen Pandemie und der damit verbreiteten Angst und der eingeführten Corona Schutzmaßnahmen, hat sich der Gesundheitszustand der Menschen so verschlechtert, dass sie im Grunde in ein Pflegeheim wechseln müssten. Dieses Haus ist nicht auf solche eine kollektive geballte Verschlechterung des Allgemeinzustands ausgerichtet. Das gab es noch nie zuvor. Der Pflegebedarf hat sich massiv erhöht und das Haus ist völlig überfordert mit dieser Situation. Sowohl die Bewohner*innen selbst als auch das Personal.
Es ist in der Tat den Angehörigen erlaubt, dass man die Bewohner, auch länger, ohne Zeitbegrenzung, mit nach draußen nimmt, nur es mangelt an Aufenthaltsmöglichkeiten. Cafes, Restaurants etc. etc. sind schließlich alle geschlossen. Man muss tatsächlich, unabhängig von der Witterung, irgendwie "draußen" abhängen. Nur versuche mal mit über 80-jährigen draußen, oft bei kalter Witterung, ohne Sitzmöglichkeiten, länger "abzuhängen".
Das ist keine Geschichte, die mir jemand erzählt hat, sondern stammt aus meinem persönlichen Arbeitsalltag.
Vor allem hätte ich keine Demonstrationen gegen kontakt Beschränkungen erwartet.
So unterschiedlich können Meinungen sein. Ich würde Dauerdemonstrationen vor Altenheimen gegen die Kontaktbeschränkungen erwarten. Aber.... Fehlanzeige. Vermutlich nimmt das "sich Sorgen um Menschen" im Allgemeinen einfach an sich schon zu viel Zeit in Anspruch und da bleibt kein Raum für mehr für ein AKTIVES handeln.
Mir braucht niemand mehr zu kommen mit dem Argument wir müssen die vulnerablen Gruppen schützen. Heuchelei pur. Und trotzdem werden die Abnickdackel der Coronamaßnahmen nicht müde den Schutz der Alten, gebetsmühlenartig weiterhin ständig zu wiederholen. Ich bin es so leid und gleichzeitig so machtlos. Denn diejenigen, von denen ich, für die Alten, den von ihnen gepredigten Schutz jetzt einfordern möchte, dackeln einfach weiter ziellos vor sich. Wenn ich mich jetzt in eine der zahlreichen Demos einklinken würde und die Menschenrechte speziell für die "Alten" zurückfordern würde, kämen die Coronadackel um die Ecke, um mich als NAZI zu beschimpfen. Gelesen hatte man ja zuvor einiges was die Massenbeeinflussung in Gesellschaften angeht. Bisher war das für mich, mal mehr oder auch mal weniger, reine Theorie. Aber durch Corona habe ich jetzt selbst erleben dürfen/müssen, wie erschreckend einfach es ist Menschen zu Lämmern zu machen und diese dann tagtäglich "mähend" im Gleichklang durch den Alltag laufen zu lassen.