Der Vorwurf, dass die Kompostierer einfach zu unwillig seien und damit irgendwie Schuld sein sollen daran, dass sich Biokunststoffe nicht durchsetzen, fällt dann doch etwas zu kurz.
Der wirklich kompostierbare Biokunststoff ist m.W. noch nicht erfunden. Das Problem ist auch nur sehr schwer zu lösen: Während seiner Einsatzzeit soll schliesslich der Kunststoff stabil, hygienisch und makellos sein. Dass er nur sehr langsam zerfällt ist also durchaus eine erwünschte Kerneigenschaft von Kunststoff. Beim Kompostieren von Biokunststoffen geht es also nicht darum, dass das ein bisschen länger dauern würde als das Kompostieren sonstiger Bioabfälle - sondern es dauert um ein Mehrfaches länger.
Ein gutes Beispiel dafür sind ja die allseits bekannten Kompostbeutel: Diese zerfallen einerseits so schnell, dass sie in vielen Fällen bereits im Haushalt so schnell ihre Festigkeit verlieren, dass die Bioabfälle darin sich gerne mal ausserhalb des Beutels verteilen. Trotzdem zerfallen sie beim Kompostieren so langsam, dass sie (meine eigene Erfahrung deckt sich da mit den Erfahrungen der professionellen Grünabfuhr) noch nach Jahren mehrheitlich unzersetzt im Kompost herumgammeln.
Vielleicht muss man halt Kompromisse eingehen. Ein (Bio-)Kunststoff, der in der Müllverbrennung möglichst schadstoffarm verbrennt und ansonsten, falls er nicht ordnungsgemäss entsorgt wird, in der Natur innerhalb von wenigen Jahren (statt Jahrzehnten bis Jahrhunderten) verrotet und dabei auch wieder möglichst wenig Schaden anrichtet, würde ja das Grundproblem auch schon weitgehend lösen.
Wiederverwertung über Kompost wäre nur dann zu erreichen, wenn sich der Zerfallsprozess nach Lebensende des Kunststoffes irgendwie deutlich beschleunigen liesse, z.B. indem irgendeine zusätzliche mitreagierende Komponente eingebracht wird, durch Erhitzen, mechanische Behandlung, einen Katalysator, oder sonstwie.
Wahrscheinlich müsste man dann Biokunststoffe immer noch getrennt einsammeln und könnte sie nicht einfach direkt zu den anderen Bioabfällen geben.