Tsu Tang schrieb am 10.02.2022 08:54:
Hi,
ich habe es gelesen, besser, ich habe es versucht. Aber die Werttheorie von Marx ist so abseitig, dass ich irgendwann aufegeben habe. Von falschen Prämissen ausgehend baut der Autor mit diversen Leaps of Faith unhaltbare Konstrukte auf.
Bye
Immerhin versucht...
Den falschen Prämissen kann ich nicht zustimme, der Kern der kapitalistischen Wirtschaft ist die Verwertung menschlicher Arbeitskraft um daraus abstrakten (Mehr-)Wert, also Kapital, zu schlagen.
JEDE Herstellkosten-Kalkulation basiert auf Fertigungs-, Material- und Entwicklungs-, Verwaltungs-, Vertriebskosten. ALLE Kosten davon sind abhängig von der darin investierten Arbeitszeit (die Materialkosten spiegeln letztlich "nur" den Aufwand an Arbeitszeit wider, der vorab aufgebracht werden musste, um die Vorprodukte und Rohstoffe erstmal zur Verfügung zustellen). Auch in Anlagen und Maschinen steckt vorher erbrachte Arbeitszeit drin (die Maschine musste ja ebenfalls entwickelt und hergestellt werden).
Wie man es dreht und wendet: der treibende Faktor in der Kostenbetrachtung ist die menschliche Arbeitszeit. Und wenn ich die reduziere, verbilligen sich meine Produkte und langfristig sinken auch im kompletten Markt die Profite, weil sich irgendwann das neue Produktviviätsniveau durchgesetzt hat. Dieser (aufgrund der Marktkonkurrenz herbeigeführte) Effekt wird von der bourgoisen Öknomie immer wieder gelobt, weil er ja dazu führt, dass ehemals unerschwingliche Produkte immer günstiger werden. Anfangs konnte sich nur das obere 1% eine Automobil leisten, dann wurden aber Prozessoptimierungen vorgenommen (Stichwort: Tyalorismus), was die Arbeitszeit je Produkt und somit die damit verbundenen Kosten reduziert.
Da die Profite fallen, müssen immer mehr Waren als Kompensation produziert werden. Da nicht mehr genügend Arbeiskraft verwertet werden kann, wird die Nachfrage-Lücke durch Kredite und permanent steigende Verschludung geschlossen. Durch den steigenden Waren-Output werden die planetaren Grenzen überschritten.
Frage: Was würde passieren, wenn man die notwendige Arbeitszeit der Waren auf Nettonull reduzieren würde? Wenn quasi alles von Maschinen erledigt werden würde?
Achja, richtig - es wäre alles umsonst! Aber Moment - dann gibt es ja keine Profite mehr... Ergo wäre da Kapitalismus obsolet.
Nur leider haben wir nicht die Zeit, bis dahin zu warten.