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  • Bernard Schmid

74 Beiträge seit 25.07.2011

Bisschen billig, Alles über einen Leisten..

Die US-Großmacht und ihre Außenpolitik müssen sich zweifellos ziemlich viel vorwerfen lassen. Eines der schlummsten Beispiele dürfte ihre aktive Rolle beim Rechtsputsch in Chile von 1973 sein. Dieses war nicht das einzige veritable Verbrechen einer US-Administration.

Deswegen wird es nicht weniger lächerlich, sich ein Weltbild zu zimmern, in dem die USA als eine Art Gesamt-Verschwörungszentrale firmierrn, durch deren Einfluss sich alles Mögliche (ohne weitere Analyse) erklären ließe.

Annähernd ebenso lächerlich ist es, aus der Auflistung irgendwelcher Heinis, die miliärische Lehrgänge in den USA absolvierten - da dürfte es in der Tat Viele geben; denen wurde jedoch mutmaßlich keine Fernsteuerung eingepflanzt - direkt zu schlussfolgern, dann sei die Rolle der USA bestimmend gewesen, wenn die Jahre später irgendwo an Putschen teilnahmen. Als Analyse ist die Marionetten-Theorie ein bisschen sehr dünn.

Ganz konkret: Gleich drei Putsche werden für Burkina faso aufgelistet. 2014, 2015, 2022. Anscheinend ist für alle drei die US-Politik irgendwie verantwortlich.

Nur ist das grandioser Unfug.

2014 fand in Burkina Faso kein Armeeputsch statt, sondern eine Revolte unter massenhafter Beteiligung der Bevölkerung gegen den seit 27 Jahren autokratisch regierenden Präsidenten Blaise Compaoré (d.h. den Mörder dessen eigenen linken Amtsvorgängers Thomas Sankara). Daran mögen sich Militärs angeschlossen haben, bildeten jedoch auf gar keinen Fall ein bestimmendes Element darin. Tausende von Zivilist/inn/en zündeten damals, Ende Oktober 2014, das Parlament des Landes an, als dieses über eine Verfassungsänderung abstimmen sollte, um Compaoré noch eine weitere Amtszeit zu genehmigen.

Die anschließenden Veränderungen blieben jedoch stark hinter den Erwartungen der Bevölkerung zurück. Wie oft.

2015 fand ein, krachend gescheiterter, Gegenputsch(versuch) statt. Zentrales Element war dabei der Versuch eines durch Compaoré eingesetzten Militärchefs, Gilbert Diendéré, das alte Regime zu restaurieren. Das scheiterte jämmerlich. Der Konflikt war innenpolitischer Natur, die USA hielten sich eher raus - nichts zu gewinnen dabei -, wobei die französische Politik aufgrund enger Verbindungen zum Compaoré-Regime eher mit eigenen Interessen involviert sein konnte.

2022 fand nicht ein, sondern fanden zwei Putsche im Land statt, im Januar und im (Oktober?), die eher von den unteren und mittleren Rängen der Armee ausgingen.

In der Folgezeit näherte sich Burkina faso eher an Russland an, im Namen von, sagen wir, antiimperialistischer Rhetorik.

Alles durch die USA gesteuert??

Puh, was für ein Quatsch, was für ein blindes Gerede...

Natürlich bilden die USA, die über das weltweit größte Militärregime verfügen, Militärs aus allen möglichen Ländern aus. Auch ziemlich böse Buben.

Die innenpolitische Dynamik in diesen Ländern erklärt dies jedoch nullkommanull. Das mag in Lateinamerika im "Hinterhof" der USA in den 1970er und 1980er Jahren reichlich anders gewesen sein. In Westafrika heute erklärt die Rolle der USA jedoch heute (innen)politisch manchmal wenig, manchmal nichts.

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