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  • Emrymer

mehr als 1000 Beiträge seit 28.08.2020

Gilt "digitale" = "stets persönlich zurechenbare Kommunikation" überhaupt?

Wiederholt stellt der Autor in den Raum, daß es "digitale, stets persönlich zurechenbare Kommunikation" gäbe.
Das ist eine Voraussetzung, die wohl kritisch zu hinterfragen wäre, da gerade digitale Kommunikation es ermöglich, zunächst einmal nicht persönlich zurechenbar zu sein. Man kann (im Regelfall) nur ein Gesicht haben, hat (in erster Näherung) nur einen Namen - aber man kann verschiedene Accounts unter verschiedenen Pseudonymen anlegen, wenigstens solange nicht irgendwo Klarnamenpflicht herrscht. Und Klarnamenpflicht ist in sozialen Medien ja wohl doch eher selten. D.h. die digitale Kommunikation ermöglicht gerade die nicht persönlich zurechenbare. Was (mit einem Verweis auf diesen Beitrag) einen so herrschaftsfreien Diskurs ermöglich, wie er nur möglich ist, da eben nur zunächst gleichrangige anonyme Nicks miteinander in Kontakt stehen. (Abgesehen von Moderatoren-Nicks, die es leider in der Wirklichkeit braucht, um die Aufsicht zu führen.)

Ebenso geht der Autor offenbar in die Irre, wenn er meint:

Charakteristisch für moralische Kommunikation ist, dass die Zuweisung von Achtung bzw. Missachtung stets undifferenziert die ganze Person betrifft.

Es gilt als Schlüssel zum Wiederaufbau von gestörten Beziehungen, genau dies Verhalten strikt zu vermeiden und zu lernen, daß man einzelne Verhaltensweisen einer Person mißbilligen kann, ohne sie insgesamt anzulehnen. Dies "ganz oder gar nicht" ist antiquiert und als fehlerhaftes Handeln bekannt. Müsste ein sog. "Soziologe" das nicht eigentlich schon mitbekommen haben?

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