Es ist unverkennbar, wie infantil die gesamte Kriegsdiskussion ist, unabhängig davon ob der Russland-Ukraine(NATO)-Krieg, der Hamas(Iran)-Israel(USA)-Krieg verhandelt wird oder welcher Krieg auch immer. Völlig unabhängig sind die Niveaulosigkeit, die Unselbstständigkeit, die ideologischen Verbrämungen usw. der Kriegsdiskussion auch von der Positionierung der Diskussionsteilnehmer, denn die Anhänger einer Kriegspartei (gleichgültig welcher) kommen in ihrer jeweiligen "Analyse" zu fast identischen Bewertungen des Kriegsgegners und der Kriegspartei, mit der sie sich identifizieren.
Zum abgelehnten Kriegsgegner:
- "Der hat zuerst gehauen. Wer zuerst haut, ist böse."
Zur unterstützten Kriegspartei:
- "Die muss und darf sich verteidigen. Wer sich nur verteidigt ist gut."
Leider taugen auch die wenigen Versuche, sich auf keine Kriegspartei positiv (oder negativ) festzulegen, in der Diskussion meist wenig, weil diese Äquidistanzversuche in fast allen Fällen, das Recht von Staaten, ihr (!) Menschenmaterial für politisch-ökonomische Zwecke gegen das Menschenmaterial anderer Staaten oder vorstaatlicher Gruppierungen im Wortsinne zu verfeuern, keineswegs in Zweifel ziehen, sondern nur eine eindeutige Gut-Böse-Bewertung verweigern.
Kujat/Funke unternehmen immerhin den Versuch, die staatlichen Konflikte zwischen den Kriegsparteien im Russland-Ukraine(NATO)-Krieg wenigstens im Ansatz verstehen zu wollen, kommen aber auch nicht weiter als bis zu der Behauptung, dass nicht Russland zuerst gehauen habe, sondern die NATO bzw. die USA.
Da sie aber das Gegenteil von Krieg haben wollen, der zwischen Staaten immer möglich ist, weil Krieg das Wesen gewaltmonopolistischer Staaten am reinsten ausdrückt, propagieren sie Waffenstillstand und Frieden und fordern die staatlichen Antipoden auf, mit dem Verfeuern ihrer Staatsbürger doch bitte aufzuhören, sich an einen Tisch zu setzen und einen Vertrag auszuhandeln, der die Staatsbürgerverfeuerung wenigstens für einen zu definierenden Zeitraum erschwert.
Aber auch Kujat und Funke haben keinen Begriff vom Staat, der über eine naive Einschätzung hinausgeht und wenigstens im Ansatz erfasst, zu welchen Zwecken Staaten gebildet worden sind und gebildet werden sollen.
Soll reichen.
Man mag zur "MG" und deren Nachfolgern im "Gegenstandpunkt" kritisch stehen, aber zu Grundlagen der herrschenden Ordnung hauen sie Analysen/Theorien raus, die empfehlenswert sind - so auch zu Hamas, Israel, Krieg, Kriegsmoral und Kriegsöffentlichkeit. Besonders interessant, weil sich der von mir verlinkte Text auf den Israel-Hamas-Krieg 2021 (!) bezieht und zwei Jahre später exakt so auch zum aktuellen Krieg in Nahost geschrieben werden könnte (müsste).
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/krieg-kriegsmoral-kriegsoeffentlichkeit