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  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

Wie die Tram Kehl zum negativen verändert hat, was der Artikel ignoriert

Leider wurde im Artikel ignoriert, wie die Tram Kehl verändert hat. Teils aus Erzählungen von Einwohnern, Teils aus eigener Erfahrung wenn ich dort bin.

Vorbemerkung: Vor der Tram gab's eine gut ausgelastete Buslinie nach Straßburg mit geringerem Takt.

Früher war der Busknotenpunkt am Bhf., wo am meisten Platz ist und wo es am meisten Sinn macht. Jetzt ist er vor dem Rathaus. Die Hauptstr. ist schon lange quasi zwischen Rathaus und fast bis zur B28/Bhf. Fußgängerzone. Die Tram fährt um die Fußgängerzone herum und zwar auf der vom Rhein abgewandten Seite. Also ein Umweg, wenn man nach Straßburg will -> nicht unbedingt umweltfreundlich. In der Fußgängerzone ist zugegebenermaßen zu wenig Platz.

Es wurden in div. schmalen Nebenstraßen um das Rathaus Einbahnstr. wg. den Bussen die nun dort fahren Einbahnstr. eingeführt. Radfahrer dürfen zwar dort entgegen der Fahrtrichtung rein, aber wenn ein Bus kommt, ist zu wenig Platz. Auf der Alternativroute bzw. für Autos vorgesehenen Route gibt's einen Abschnitt ohen Gehweg, weswegen es durch die Fußgänger eng wird. In den jetztigen Einbahnstr. war das nie ein Problem, weil auf beiden Seiten Gehwege.
-> Mit dem Rad über Nebenstr. in die Stadt zu fahren wo weniger Kfz waren wurde unattraktiv gemacht, weil dort gezielt Busse durchgeleitet werden und eben die fehlenden Gehwege auf der Ausweichroute.

Zwischen der Hauptstr. der der östl. davon parallelen Hauptverkehrsstr. gibt's wg. einem Bächlein nur wenige Verbindungsmöglichkeiten. Die direkt vor der Fußgängerzone (die Route um östl. von der Fußgängerzone nach Straßburg zu kommen) wurde durch unnötige Ampeln, 20km/h & Co. madig gemacht.
Bei der Straße wo man vorher nach Westen abbiegen konnte, konnte man nicht nach links Richtung Straßburg abbiegen weil zu kurz vor der Ampelkreuzung.
Bei der nochmal vorherigen Str. haben sich die Anwohner schon vor der Trams über viel Verkehr beschwert und hinterher aus den o.g. Gründen noch mehr. Dort in der Ecke waren solange es erlaubt war mehrere Automaten-Spielhallen und weitere Dinge wie Restaurants und Shisha-Bars, die kaum von Einheimischen besucht wurden.
Ergebnis: Die Ost-West-Straße vor der Ost-West-Straße wo die Tram ist, ist eine Einbahnstr. nach Westen geworden und die vorherige (wo die Anwohner sich besonders beschwert haben) zu einer unechten Einbahnstr. geworden. D.h. wenn man von Osten her kommt und die Umgehung nehmen will um die Anwohner an der Hauptstr. zu schonen oder zum Edeka oder zu den beliebten Einkaufsmöglichkeiten im Gewerbegebiet nahe am Hafengebiet will, wird man auf dem Heimweg dazu gegängelt umständlich durch andere noch engere Nebenstr. zu fahren.
Jetzt fahren noch mehr Leute die Hauptstr. entlang zu den größtenteils gleichen Einkaufsmöglichkeiten auf der grünen Wieso am östl. Stadtrand -> mehr Verkehr auf der Hauptstr.

Wenn man trotzdem diesen Weg entspr. der Einbahnstr.-Richtung nutzen möchte um auf die B28 zu kommen, wird man mit 2 zusätzl. Ampeln konfrontiert, die vor der Tram nicht da waren -> noch mehr Verkehr auf der Hauptstr. um diese Ampeln zu umfahren.

BTW: Parallel zur Hauptstr. wurde in einer Nebenstr. eine von Radfahrern kaum genutzte Fahrradstraße eingerichtet.

Gleichzeitig würde der ÖPNV Richtung Deutschland rein verschlechtert, obwohl der nie gut war.
Zunächst muss man wissen, dass der Bhf. direkt an der Rheinbrücke ist (d.h. fast an der Stadt- und Staatsgrenze) bzw. fast an das Hafengebiet angrenzt. D.h. für die meisten die z. B. nach Offenburg wollen, ist der Bhf. ein Umweg.
Offenburg ist die Kreishauptstadt mit entspr. Behörden und z. T. auch Schulen, die in Kehl nicht unbedingt auch vertreten sind.
Lange konnte man als Kehler nur ins Impfzentrum nach Offenburg, wenn man nicht das Glück hatte, dass man über den Hausarzt an eine Impfung war oder als älterer Mensch priorisiert war und so eine der relativ wenigen in Kehl verimpften Dosen bekommen konnte.
Das Kehler Krankenhaus wird in den nächsten Jahren auch geschlossen. Schon heute kann man nachts nicht mehr in die Kehler Notaufnahme, sondern muss nach Offenburg.

Durch die Tram wurde die Busverbindung nach Offenburg verschlechtert, in dem ein unnötiger Umstieg zwischen zwei Buslinien eingebaut wurde, wo früher der Bus vom Kehler Bhf. hauptsächl. über die Kehler Hauptstr. zu den Offenburger Schulen durchgefahren ist -> Zeitverlust, dümmstenfalls muss man auf den nächsten Bus waren, was auch zu den Hauptzeiten schon mal 1-2h dauern kann.
Je nach dem in welche Ecke von Offenburg man zu welcher Uhrzeit will , war man als Kehler schon früher häufig angeschissen und musste durch halb Offenburg laufen (z. B. zum Hauptcampus der Gewerblichen Schulen oder zur Hochschule, ÖPNV-Routenplaner: www.efa-bw.de).

Für Disco-Besuche (in Kehl gibt's seit langem nur doch Discos mit sehr zweifelhaften Ruf, schon Ende der 1990er sind die meisten nach Offenburg in die Discos) gibt's vllt. bis 23h ÖPNV-Verbindungen von den Discos dort. Das AST gibt's bis heute nur innerhalb von Kehl.

Kein Wunder, dass die Leute lieber mit dem Auto fahren.

Aber auch die Tram hat so ihre Probleme, z. B.
https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.kehl-fahrer-beklagen-gewalt-in-der-tram.15e92177-f587-437b-ade5-dedb5b4f9268.html

Oft fahren die Leute nur wg. einem kleinen Einkaufsbeutel voll Tabak rüber (soviel wie zolltechn. bei Grenzübertritt kein Problem ist). Effizient bzw. umweltfreundlich ist das nicht, weil pro Fahrt recht wenig Material transportiert wird und dementspr. öfter die Trams fahren muss. Wird aber über günstige Tickets gefördert und natürlich auch in Lobeshymnen bzw. bei der Verkündigung der die Fahrgastzahlen ausgeschlachtet natürlich ohne zu sagen, dass es ineffiziente recht kleine Nur-Tabak-Einkäufe sind.

Achja, eine Fernzug-Verbindung von Straßburg über Kehl nach München gab's auch mal. Wurde aber ein paar Jahre bevor die erste Tram-Haltestelle in Kehl eröffnet wurde eingestellt. Seitdem gibt's nur noch übervolle und Reisekoffer-inkompatible Triebwagen, um nach Offenburg zu kommen (was seitdem auch der nächste IC(E)-Bhf. ist).

Wen wundert es da noch, dass man auch abseits von Grippe-/Corona-Zeiten lieber mit dem Auto fährt?!

notting

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