zur Erinnerung an Egon Bahr schrieb am 09.01.2021 08:36:
Dann haben sie wohl noch nie an einer Diskussion der NATO - Postille " Die Zeit" teil genommen ?
Unlängst kam da ein Artikel, aus dem ich zitierte:
" An diesem Donnerstag war der ehemalige Harvard-Professor an der französischen Normandieküste. Hier begann 1944 die Invasion der Alliierten, die das Schicksal der Hitler-Armeen besiegelte. "
Mein Diskussionsbeitrag lautete:
"Toll, wie sie das in einem Jahr geschafft haben. Warum nicht schon 1939 ?"
Mein Beitrag wurde gelöscht: "Bitte bleiben sie beim Thema. Die Redaktion "
Das Thema war aber der Inhalt des Artikels, den diese Redaktion veröffentlichte.
In Wirklichkeit haben die Westmächte ihre Beistandsverpflichtungen gegenüber Polen und der Tschechslowakei nicht eingehalten. Die USA wollten, dass Deutschland und Russland sich möglichst gegenseitig lange ausbluten. Sie wollten die Aggressivität Deutschlands nach Osten lenken. Truman: "Wenn wir sehen dass Deutschland gewinnt, müssen wir Russland unterstützen und umgekehrt".
Von 1941 - 1944 klappte das hervorragend. Dann drohte aber ein Durchmarsch der Russen bis zum Atlantik. Die zweite Front in der Normandie war die Notbremse gegen Russland . Jetzt spielt sich der Westen als Sieger gegen Hitler auf, nachdem die Russen den Löwenanteil des Blutzolls gezahlt hatten. Russlands führende Rolle bei der Niederschlagung Hitlers wird in eine führende Rolle des ach so Demokratie liebenden Westens umgemünzt. So glaubt es auch der Durchschnittsdeutsche. Die USA haben uns von Hitler befreit.Das dieser kleine, doch recht harmlose Anstoß zum Nachdenken bereits gelöscht wurde, beweist die eigentliche Gefährlichkeit der Zensur. Das war kein Übereifer eines Mitarbeiters. Das hat System.
Wenn man die Hetze auch bei anderen Themen in "Die Zeit" liest, z.B. zum Thema Syrien und Leserbeiträge, welche die Zensur stehen lässt, mit den unflätigsten Beschimpfungen gegen Putin , dann ist das Kriegshetze fast schon im Stil des Stürmer.
Aus Ihrem Beitrag geht hervor, dass Sie ein Mensch sind, der denken kann. Dann glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass Sie diese grassierende Zensur in den Medien in Deutschland noch nicht bemerkt haben.
Dass Verlage oder Redaktionen in ihrem "Leitbild" bleiben, war auch schon so, bevor diese Foren oder Kommentarfunktionen digital angeboten haben. Früher war es der klassische Leserbrief, der dann unter Vorbehalt eben nicht veröffentlicht wurde.
Dass eine "Zeit" anders zurechtstutzt als die "taz" oder die Züricher Allgemeine - um Beispiele zu nennen - ist in meinen Augen nichts Ungewöhnliches.
"Da Grundrechte traditionell als Abwehrrechte Privater gegenüber dem Staat zu verstehen sind (Art. 1 Abs. 3 GG), ist in Deutschland eine verbotene Zensur im Sinne von Art. 5 Abs. 1, S. 3 Grundgesetz nur die Zensur durch den Staat oder dem Staat zurechenbare Stellen. Eine Vorauswahl privater Stellen, ob Beiträge veröffentlicht werden oder nicht (z. B. einer Zeitungsredaktion vor der Veröffentlichung von Leserbriefen oder eines Forenmoderators vor oder nach der Veröffentlichung von Beiträgen in Online-Foren), ist daher keine Zensur im Sinne des Grundgesetzes und verfassungsrechtlich unbedenklich. Allenfalls im Zuge der sogenannten mittelbaren Drittwirkung von Grundrechten kommt je nach Sachverhalt der Stellenwert von Art. 5 Grundgesetz auch zwischen Privaten indirekt zum Tragen. Dabei handelt es sich dann allerdings um ein Auslegungsinstrument für andere Gesetze, nicht um eine direkte Anwendung des Zensurverbotes aus dem Grundgesetz."
- https://de.wikipedia.org/wiki/Zensur_%28Informationskontrolle%29
Es kann jeder veröffentlichen was er möchte. Eine Zeitung drucken, ein Buch schreiben, Flugblätter verteilen, einen Blog erstellen - whatever. Solange man nicht gegen Gesetze und geltendes Recht verstösst. Das ist damit gemeint "Eine Zensur findet nicht statt."
Das Anrecht auf Veröffentlichung im Medium von jemand anderem, besteht allerdings nicht.
Die Tatsache, dass grössere Verlage und Redaktionen ihre Marktmacht dazu benutzen, Meinungsbildung zu betreiben - und Leitbilder aufzubauen - nach ihren Vorstellungen... Nunja, dass muss einem nicht gefallen. Muss man auch nicht mitmachen. Liest man eben etwas anderes, es gibt mehr als genug Alternativen.
Ja, es gibt gewisse Zeitgenossen und Interessensgemeinschaften, die lassen es sich richtig etwas kosten, den Menschen ihre Meinung ins Hirn zu hämmern. Es gibt auch viele grosse Medienkonzerne die dies versuchen umzusetzen. Die auch versuchen das als grosse Wahrheit zu verkaufen. So läuft das Spiel. Eine Zensur findet nicht statt.
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Ich hoffe ich konnte meine Ansichten einigermassen verständlich rüberbringen.
Auch warum mich das Wörtchen Zensur triggert - ich empfinde es als mittlerweile inflationär benutzten Kampfbegriff, welcher die reele Bedeutung verwäscht.
Ich war aber auch schon in Ecken unserer Welt, in denen man für die Veröffentlichung bestimmter Themen vermutlich sehr lange das Tageslicht nicht mehr gesehen hätte. Hierzulande muss man dagegen schon ordentlich Volksverhetzung oder Gewaltaufrufe produzieren damit einem jemand auf die Finger klopft - und der Rechtsstaat dann wirklich mal etwas "zensiert" bzw. eher Gesetze durchsetzt.
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Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.01.2021 12:20).