Herr Schleim, auch Sie sind tendenziös. Erkennbar wird dies im der Art und Weise, wie Sie den Gendersprech benutzen.
Für die Trumpisten und Trumpistinnen verwenden Sie durchgängig generisches Maskulinum, obwohl da auch Frauen mitmarschierten und auch Frauen ins Kapitol einbrachen.
Dagegen benutzen Sie bei den von Ihnen zu den Guten gezählten Personen überwiegend eine männliche und eine weibliche Form.
Das lässt im Subtext den Schluss zu, dass Sie beim Leser das Bild der "toxischen Männlichkeit" alter weißer Männer erzeugen wollen.
Wenn Sie sich also beredt über die Gefährlichkeit von "Fake News" auslassen, so möchte ich hinzufügen, dass vor der dreisten Lüge, um die Euphemismen "Fake News" oder "Alternative Fakten" in Klartext zu übersetzen, auch das "Framing" - also die tendenziöse Wortwahl steht.
Ähnliches fiel mir übrigens auch bei der taz auf, deren Bericht über die Randalierer in Washington völlig frei von Gendersprech war. Es waren eben nur Trump-Anhänger, keine Trump-Anhänger*Innen. In einer Publikation, die den Gendersprech ansonsten auf die Spitze treibt, war das schon extrem auffällig.
Mir gibt das zu denken. Objektive Analyse sollte konsequent und konsistent sein: Also entweder grundsätzlich durchgängig Gendern (was übrigens keinerlei zusätzlichen Erkenntniswert für den Text an sich bringt und nur beim Lesen ermüdet) oder es komplett bleiben lassen.
Falls Sie zudem tatsächlich bei der Leserschaft mit Ihrer Ansicht durchdringen wollen, wäre es ohnehin klüger, auf jedweden Anschein "gerechter Sprache" zu verzichten.
Da auch ich zum Abschluss mit überflüssigen Anglizismen glänzen will, um Ihnen in diesem Punkt nicht das Feld zu überlassen:
Mir fiel zu Ihrer Analyse als Fazit ein: YASJW.
Yet another Social Justice Warrior.
P.S.
Trump ist ein narzisstischer, notorischer Lügner und Rattenfänger.
Er konnte 2016 den Rust Belt aber mit der Wahrheit gewinnen: Freihandel in Form von NAFTA schuf eben, anders als von den Clintons behauptet, keinen Wohlstand, sondern nahm der US-Arbeiterschaft lediglich ihre Würde und ihre existentielle Perspektive. Und gegen diese Freihandelslüge des Clinton-Lagers waren all die Lügen Donald Trumps für die Leute verzeihlich.