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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Weitwinkel

Um mit etwas anzufangen, mit dem ich nicht, oder nur bedingt einverstanden bin:

...und können doch noch nicht einmal ihr Innerstes beschützen, ihr Kapitol in ihrer Hauptstadt Washington DC.

Die Frage ist, sollte das Kapitol wirklich beschützt werden? Man kann auch spekulieren, es habe sich um eine Falle gehandelt zwecks Produktion eben der Bilder, mit denen man die Tronald-Gläubigen und damit ihn selbst trefflich in die Defensive drängen kann. Wie auch immer, in der Tat ist es essentiell auf die realen gesellschaftlichen Zustände hinzuweisen, die die usa in die heutige Lage gebracht haben und mindestens Jahrzehnte zurückreichen.

Ich kann mich an eine Analyse fremdenfeindlicher Vorgänge in einer Belegschaft einer deutschen Fabrik erinnern, in der überzeugend herausgearbeitet wurde, dass dem eigentlich ökonomische Probleme zugrunde lagen. Die fremdenfeindlichen Angriffe waren einfach eine naheliegende Möglichkeit sich im Kampf um knappe Ressourcen Vorteile zu verschaffen, einen Teil der Konkurrenz auszuschalten.

Vergleichbares kann man über die usa sagen. Das System funktioniert nicht mehr wie früher, der Aufzug ist längst steckengeblieben. Immer grössere Teile der Mittelschicht rutschen ab, befürchten es oder beobachten, wie ihr Nachwuchs kaum mehr eine Chance hat und z. B. unter der ausbildungsbedingten Schuldenlast ächzt. Die Elite ist, um den aus Gründen kapitalistischer Aporien drohenden Zusammenbruch zu verhindern in eine Art Zombiemodus übergegangen, der darauf beruht, den Finanzsektor stets flüssig zu halten, was die ökonomische Polarisierung laufend verstärkt. Gleichzeitig wird die Konkurrenzsituation im normalen Wirtschaftsleben immer schärfer bei gleichzeitig immer noch weiter fortschreitender monetärer Kolonisierung der Lebenswelt. Eine rechtsgerichtete Reaktion darauf ist nicht überraschend, schon nur deshalb weil Solidarität in der u.s.-amerikanischen Gesellschaft noch nie ausgeprägt war. Man teilt nicht zwischen oben und unten, sondern zwischen innen und aussen, zwischen uns und den anderen, Schwarzen, Latinos, was sich eben so anbietet. Die geeignete Zurichtung der Realität ist nicht neu. Neueren Datums ist bloss, dass das politische juste milieu die Lufthoheit über die zentralen Narrative mindestens teilweise eingebüsst hat.

Die Gesellschaft rutscht, nicht ungewöhnlich in solchen Zeiten, kollektiv nach rechts, die Zeit der starken Männer bricht an. Sollte Tronald bald aus dem Verkehr gezogen werden, wird es nicht lange dauern, bis ein valabler Ersatz auftaucht. So oder so, die Wirren werden weitergehen.

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