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  • freshmaker

276 Beiträge seit 25.01.2001

Also was tun?

Aus dem Umfeld akademischer Veröffentlichungen kennt man das: Eine Publikation in Science, Nature, Lancet o. ä. sichert neben Ansehen vor allem zukünftige Forschungsgelder. Und um in solchen Journalen zu landen, reicht ordentliches wissenschaftliches Arbeiten fast nie aus. Man muß auch einen signifikanten Erkenntnisgewinn einbringen, oder zumindest schlüssig vortäuschen. Und wenn dieser auch noch gesellschaftliche Diskussionen anzustoßen vermag, stehen die Chancen recht gut. Insofern hat der Autor durchaus recht, wenn er den Papern bei aller wissenschaftlicher Korrektheit reißerisches Blendwerk ankreidet. Der Ton macht halt die Musik.

Daher finde ich den ersten Teil des Fazits vollkommen richtig, die Daten aus den Studien erst einmal nüchtern^H^H^H^H mit dem nötigen Abstand, befreit von jeglicher Effekthascherei zu betrachten (au Mann, jetzt habe ich hasch geschrieben!). Dann aber aus dem "die Studien sind ja doch nicht so dramatisch" eine tendenzielle Verharmlosung von Alkoholkonsum zu machen (lese nur ich das so?), halte ich dann doch eher für daneben.

Alkohol ist ein Genußgift wie vieles andere auch. Und wenn ein verantwortungsvoller Umgang damit möglich ist, impliziert das noch lange keine Harmlosigkeit. Was mich am gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol in Deutschland stört, ist neben der Verharmlosung vor allem die Selbstverständlichkeit: Ohne Alkohol kein Spaß. Oder daß es (harten) Alkohol in jedem Supermarkt — also in Läden des täglichen Bedarfs — zu kaufen gibt, gleich neben der Süßwarenabteilung. Ok, schlechtes Beispiel, auch ein Genußgift — aber halt in Wurfweite zur Gemüseabteilung.

Aber wird es besser, wenn wir Alkohol nur noch in speziellen Läden verkaufen? So wie in Schweden? In Deutschland ist die Prävalenz von Alkoholismus bei etwa 2%, in Schweden bei etwa 3,5%. Und Schweden ist sich ziemlich sicher, daß diese Zahl steigen wird, wenn Alkohol so frei zugänglich gemacht wird, wie z.B. in Deutschland. Immerhin gibt es in Schweden die Haltung, daß man mit ein oder zwei Bier noch fahren könne, überhaupt nicht. Die Promillegrenze liegt bei 0,2, ab 0,3 ist der Lappen für ein Jahr weg (konsequent!), und ab 1,0 droht Knast. Hierzulande ist eine unfallfreie Trunkenheitsfahrt sowohl gesellschaftlich als auch juristisch eher ein Kavaliersdelikt. Das wäre doch mal ein Ansatz.

fresh

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.07.2022 15:46).

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