So weit so gut. Allerdings komme ich mit wesentlich weniger Statistikaufwand zu etwa derselben Einschätzung. Wenn ich mir die Fallsterblichkeitsrate (CFR) unterschiedlicher Länder anschaue, gibt es eine gewaltige Streubreite, die von ca. 0,1 bis 18 Prozent reicht. Dafür gibt es durchaus plausible Erklärungen. Ein entscheidender Faktor ist das Alter der Infiszierten. Es gibt Länder, in denen kaum ältere Menschen betroffen sind, ein weiterer Faktor ist der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung, etwa wie hoch der Anteil schwer Übergewichtiger ist, ein dritter der Zustand des lokalen Gesundheitssystems und speziell, ob dieses in eine Übersaturierungsphase geraten ist, oder nicht. Wenn letzteres der Fall ist, steigt die CFR überall stark an, egal wie gut das System an sich sein mag.
Die offiziell ausgewiesene globale CFR beträgt ca. 5 Prozent. Nun kann man davon ausgehen, dass beide verwendeten Werte weit zu niedrig sind, allerdings ist das bei den Fallzahlen in ungleich grösserem Umfang der Fall, da C-19 bekanntlich in der Mehrzahl der Fälle asymptomatisch bzw. mit sehr leichten Symptomen verläuft und der grösste Teil davon nicht in die Statistik eingeht. Nur in wenigen Staaten wird wirklich viel getestet. Es ist daher durchaus plausibel anzunehmen, dass in Wirklichkeit auf 100 Infiszierte nicht 5 Todesfälle kommen, sondern eher 5 bis 10 Mal weniger.
Womit man auf die besagten 0,5 bis 1 Prozent kommt. Dies allerdings wie schon gesagt nur unter der Bedingung, dass das Spitalwesen in keiner Phase überfordert wird, was in vielen Staaten schon bei relativ geringen Belastungen der Fall ist. Speziell kritisch wirds, wenn gleichzeitig andere Krankheiten das System stark belasten, was z. B. in Indien, aber auch in vielen anderen nicht in den gemässigten Breiten liegenden Staaten der Fall ist. Gleichzeitig ist es dort wegen der herrschenden Armut und hoher Bevölkerungsdichte besonders schwierig, Prävention zu betreiben. Wie etwa Vietnam zeigt aber auch nicht unmöglich.