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  • G. Garibaldi

379 Beiträge seit 24.11.2017

Technokratische Ablenkdebatte - Als wenn es um ein Virus ginge

Corona-Krise: Anschub für eine kybernetische Wende
20. Mai 2020 Hannes Hofbauer und Andrea Komlosy

(...)
Der Mensch ist des Menschen Feind, so lautet die Botschaft der Virologen, deren Blick berufsbedingt eingeengt ist. Politiker bringen sie per Verordnungen ins Feld. Sie führen, wie vielfach betont, Krieg. Doch es ist nicht die Art von Krieg, die wir kennen, in denen Menschen als Kollektive feindlich gegenübergestellt werden. Diesmal steht Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, Einkäufer gegen Verkäufer, Alt gegen Jung, gesund gegen krank. In jedem steckt der potenzielle Feind. Die Situation ist dystopisch.

Auch wenn wir die täglich medial vermittelten Fallzahlen und Seuchenverlaufskurven schon nicht mehr sehen können, müssen an dieser Stelle drei einfache Daten gegenübergestellt werden, um unsere Kritikfähigkeit zu schärfen: Einwohnerzahl, durchschnittliche Sterberate und Corona-Tote. Von den 83 Millionen Deutschen sterben pro Jahr durchschnittlich 900.000, während als Corona-Tote bis zum Stichtag 18. Mai 8027 gezählt wurden. Die Lage in Österreich ähnlich. Von 8,9 Millionen EinwohnerInnen sterben jährlich zwischen 80.000 und 82.000, bis Mitte Mai sind mit oder an Corona 628 Menschen verstorben. Würden diese Relationen medial und politisch kommuniziert, ließe sich keine Angst herstellen. Doch Angst ist nicht nur notwendig, um neue Verhaltensformen einzulernen, sondern vor allem auch, um eine gesellschaftliche Akzeptanz in Richtung einer kybernetischen Wende zu erreichen.
(heise/Telepolis)

Oder hier:

Die neue Krise und das Imperium der Schande
16. März 2020 Winfried Wolf

Wir stehen inmitten einer neuen weltweiten Krise. Die vorausgegangene hatte ihren „Schwarzen Schwan“ in Gestalt der Pleite des Finanzinstituts Lehman Brothers am 15. September 2008. Die gegenwärtige hat ihren „Schwarzen Schwan“ in Gestalt des neuen Corona-Virus (Covid-19), über dessen Existenz zum ersten Mal am 7. Januar 2020 informiert wurde.

Doch in beiden Fällen schwammen diese „Schwarzen Schwäne“ deutlich dem Ereignis Krise hinterher. Die letzte Weltwirtschaftskrise hatte spätestens im Herbst 2007 mit dem Platzen der Subprime-Kredite in den USA begonnen. Die aktuelle Krise begann im Herbst 2019 in China. Anfang Januar 2020 waren die Weltautoproduktion gegenüber dem vorausgegangenen Höchststand bereits um knapp 9 Prozent, die Autoindustrie in China um 20 Prozent, der Absatz von Elektroautos in China um 30 Prozent und die deutsche Industrie um vier Prozent abgeschmiert (siehe Seiten 4f). Diese neue Krise wurde von Ökonomen wie Robert Shiller und Nouriel Roubini prognostiziert.1 Sie wurde auch in dieser Zeitschrift seit Ende 2018 vorhergesagt und beschrieben.2
(...)
Nun also eine Krise, bei der eine Epidemie die Ursache sein soll. Tatsächlich gab es in den letzten zweihundert Jahren ein Dutzend Epidemien und einige Pandemien ohne größere Rückwirkungen auf die Ökonomie. Die „Spanische Grippe“ 1918/19 mit mehr als 25 Millionen Toten und die „Asiatische Grippe“ 1957/58 mit bis zu zwei Millionen Toten hatten keine größeren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

All das Gerede von der „vernetzten Weltwirtschaft“, von der „Bedeutung der Chinesen für den Welttourismusmarkt“, von dem „stark gestörten Weltflugverkehr“ und den brachliegenden Container-Schiffen – nett und gut. Doch warum bloß stieg in der Sars-Krise die Nachfrage nach Autos drastisch an; insbesondere in China? Und warum bricht sie aktuell ein, erneut insbesondere in China? Weil wir 2002/2003 Jahre des Aufschwungs, nach der überstandenen „IT-Krise“, hatten beziehungsweise weil wir uns seit Ende 2019 inmitten dieser neuen Krise befinden.

Begriffe wie „Ölkrise“ und „Corona-Krise“ werden gewählt, weil man den Menschen eine Erklärung bieten will, die „von außen“ kommt, weil nicht sein darf, was der Fall ist: Wir erleben eine neue ordinäre kapitalistische Krise. Und diese könnte nochmals heftiger als die vorangegangene ausfallen.
(lunapark21)

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