Genaugenommen gleichen die hysterischen Reaktionen auf Corona den Ereignissen von 2015. Aus humanitären Gründen und der Scheu vor unangenehmen Szenen an der Grenze hat Frau Merkel damals die Willkommenskultur ausgerufen. Und nicht einmal ansatzweise zuende gedacht, wie viele Menschen ihrem Ruf folgen werden, sich erst nach ihrem "wir schaffen das" auf den Weg machen und wie sie diese in die Gesellschaft integrieren kann und will.
2020 wiederholt sich die Situation. Ein neues, bis dahin unbekanntes Virus verbreitet sich rasend schnell. Wahrscheinlich haben sich momentan schon viel mehr Menschen damit infiziert, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Denn in vielen Fällen verläuft Corona wie eine harmlose Grippe oder ein Schnupfen. Dann gibt es aber auch die Bilder von Menschen, die an Beatmungsgeräte angeschlossen sind, Meldungen, nach denen nicht genügend Beatmungsgeräte vorhanden sind, oder die Bilder von Lastwagen, welche Särge transportieren. Meldungen von Angehörigen, die sich nicht von ihren verstorbenen Verwandten verabschieden können.
Und wieder sind es Bilder, mit denen Stimmungen erzeugt werden. Und Stimmungen, mit denen Politik gemacht wird.
Poltiiker mit Format würden nun sich vor die Kameras stellen und sagen, dass der Tod nun einmal zum Leben dazu gehört und dass sie selbst das Gesundheitssystem in den letzten Jahrzehnten kaputtgepart haben. Aber selbst ein optimal aufgestelltes Gesundheitssystem könne nicht jedes Menschenleben retten. Und es sei auch die Aufgabe der Politik, die Balance zwischen kostenintensiver medizinischer Versorgung und den berechtigten Interessen der nicht erkrankten Menschen zu wahren. Verantwortungsbewusste Politiker würden erklären, dass wir in Situationen wie diesen auch einmal eine mit erhöhten Todesfällen rechnen müssen, wenn wir nicht bereit sind, um jeden Preis Kranke zu heilen.
Um jeden Preis, damit meine ich nicht nur ein paar Tage Einschränkung von Kontakten. Sondern nicht mehr und nicht weniger als unsere freiheitliche Grundordnung, Bürgerrechte, das Recht auf Bewegungsfreiheit und den Fortbestand von Wohlstand und Wirtschaft.
Und falls es nicht jedem klar sein sollte: Diese Enstcheidung treffen wir jeden Tag, auch ohne Corona. Denn wer beim Discounter Billig-Klamotten kauft, der nimmt auch den Tod von Menschen in Swet-Shops billigend in Kauf. Nur sind die Bilder von aus- oder verbrannten Näherinnen halt nicht so oft im TV zu sehen und außerdem spielt sich so was weit ab in Indien oder Balngladesch ab. Und selbstredend, dies ist nur ein Beispiel von vielen, wo Wohlstand gegen Menschenleben abgewogen wird.
Aber die verweiblichung der Politik und die zunehmende emotionalisierung von Entscheidungen garniert mit Moralin hat es mittlerweile nahezu unmöglich gemacht, frei von Emotionen sachlich darüber zu reden, dass der Tod nun einmal zu Leben dazu gehört und eine Epidemie zwangsläufig einmal mehr Todesopfer fordert. Wobei, wenn man die aktuellen Zahlen in Relation zu einer schweren Grippewelle setzt, dann fragt man sich schon, wozu wir derzeit eigentich gerade die Wirtschaft an die Wand fahren.