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  • Oliver Schad

mehr als 1000 Beiträge seit 12.04.2000

Re: Die Ukraine ist zu 100% von den USA abhängig

Ich möchte eine gewisse Denkweise anregen

1) mit Moral kann man kein Problem verstehen. Moral hilft nicht die handelnden Entitäten und die Strukturen in der Welt zu analysieren. Also ist es hilfreich die Moral für gewisse Fragen mal zur Seite zu legen.

2) Gerade hier im Forum, wird einen rechts und links die Moral um die Ohren gehauen. Jeder findet irgendwo eine Ungerechtigkeit und wer diese Ungerechtigkeit nicht genauso ungerecht findet, wie man selbst, da vermutet man eine niedere Lebensform am anderen Ende.

Mir ist klar, dass weder ich noch der Rest hier im Forum, ein auch nur annähernd vollständiges Bild von diesem Krieg und seinem erzeugten Leid haben kann. Ich bin der Meinung, wenn das nicht geht, treten wir mal aus der Situation raus und schauen die Sache mehr aus der Vogelperspektive an.

Ein Konglomerat an Staaten führt Krieg. Da gibt es Tote, Verwundete, Traumatisierte. Wieviele? Schwer zu schätzen, aber man kann etwa vermuten, dass die 100.000 Toten überschritten sein müssten. Man kann auch vermuten, dass es noch eine Weile bis zur 1 Mio Toten braucht.

Wen soll man für welchen Toten verantwortlich machen? Kann man sich lange streiten.

Also mal ein neuer Ansatz: stellen wir uns vor, die Ukraine wäre verantwortlich. Body-Count Ukraine damit 100.000. Stellen wir uns das vor, Russland sei verantwortlich. Body-Count Russland 100.000. Stellen wir uns das für EU/USA mal analog vor.

Gut, jetzt haben wir 4 Extremfälle in der Verteilung.

Jetzt gucken wir uns mal an, was sonst noch in der Welt passiert.

- Jedes Jahr 10 Mio. Hungertote und fast 1 Milliarde chronisch unterernährter Menschen.
- ich war mal so frei für die USA auszurechnen, wieviel Tote die durchschnittlich pro Jahr seit 1945 durch direkte Kriegsfolgen produzieren: etwa 300.000 Tote, jedes Jahr - also seit 75 Jahren.

Wenn ich jetzt mal mit einer moralischen Frage an diesen Krieg herantrete, dann sehe ich lauter Staaten, die einerseits ihre eigenen Einwohner verheizen, wie auch die der fremden Staaten. Ich sehe da kein besonderes moralisches Prinzip am Werke. Einwohner scheinen eine Art Ware zu sein, ein Ding. Sind halt Kosten.

Mit den Zahlen oben komme ich aber dazu, dass egal welcher Seite ich die Toten jetzt zurechne, es deutlich größere Probleme in der Welt gibt. Und ich verschwende meine Moral ungern an ein kleines Problem, während mich ein großes Problem überfährt wie ein Bulldozer.

Ich finde, dass man sehr gut zeigen kann, dass die USA als aggressivster Staat der Welt auch in diesem Konflikt federführend agiert haben. Es wäre auch sehr komisch, wenn die USA dies als aggressivster Staat der Welt plötzlich mal nicht getan hätten. Denn sie sind praktisch an allen Kriegen weltweit mehr oder minder beteiligt. Also selbst wenn man gar nichts weiß, erscheint es mindestens mal plausibel, dass die USA auch mal wieder in diesem Krieg ordentlich mitmischen - auch in der Vorbereitung dessen.

Viel mehr will ich gar nicht sagen: der Ukraine-Krieg ist verdammt hässlich (wie jeder Krieg). Aber er ist ein kleines Gewaltproblem in der Welt. Die Gewalt durch unser Wirtschaftssystem, dass die armen Staaten systematisch ausplündert, ein endloser Raubzug der dominanten Wirtschaftsmächte, übertrifft jeden militärischen Krieg. Und ja, unsere politischen Führer sind allesamt sehr gut informiert, wieviel Tod, Krankheit und Leid sie über die Welt bringen. Mutti Merkel, Macher Schröder und Wiedervereinigungskanzler Kohl und auch der Scholz weiß das. Sie quetschen die Menschen der Welt aus bis sie bluten und das sehen sie als ihre Aufgabe. Das nennt sich Wirtschaftswachstum - klingt doch gut oder? Massenmord heißt Wirtschaftswachstum.

Aber sie lächeln uns dennoch in die Kamera an, bitte wähl uns. Ja natürlich sind wir Mörder, aber schau doch mal, wie schön wir lächeln können. Findest du uns nicht auch total dufte?

Ich finde das öffentliche Schweigen über diesen Massenmord 100 mal schlimmer, als die schlimmste ungerechte Bombe im Ukrainekrieg. Denn da sterben nämlich auch 100 mal so viele Menschen und zwar JEDES verdammte Jahr. Und bald noch mehr, weil "wir" ja gefunden haben, einen Wirtschaftskrieg gegen Russland zu starten. Also für das "Gute", verhungern jetzt noch ein paar Millionen Menschen mehr.

Und so hängen dann die Sachen doch zusammen: man kann zur angeblichen Verteidigung von ein paar zehntausend oder hunderttausend Menschen in der Ukraine (also mal angenommen, darum ginge es) nicht einfach Millionen Menschen zum Sterben verurteilen. Was sind das für irrwitzige Moralvorstellungen?

Ich sehe mit der Ukraine eine Regierung (die wie auch unsere) die Interessen der Reichen vertritt - nicht die Interessen der Einwohner. Und die schickt ihre Einwohner zum Sterben in den Krieg. Und ich sehe das in Russland ebenso. Da ist wirklich keine Seite, die es moralisch verdient hätte zu gewinnen. Da treten Mörder an, die ihre eigene Bevölkerung ohne zu zögern in den Tod schicken. Du willst da dich auf die Seite eines Mörders schlagen?

Tolle Moral.

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