Offensichtlich sollte man die prozentualen Wirksamkeitsangaben für Impfungen nicht auf die Goldwage legen, dafür hängen sie von zu vielen Parametern ab. Zahlen spiegeln stets Präzision vor, die in diesem Fall gar nicht gegeben sein kann. Besonders irreführend, wenn auch noch Zehntelprozente angegeben werden. Was man aus den Angaben von z. B. 93,7 oder 87,2 Prozent Wirksamkeit schliessen kann ist - diese Impfstoffe sind allermeistens, aber nicht in jedem Fall wirksam und jedenfalls deutlich besser als einer, bei dem 60 Prozent angegeben werden.
Wenn jetzt gefordert wird, dass die Impfstoffpatente freigegeben werden sollen, könnte dies in einem nächsten Fall die Investitionswilligkeit durchaus mindern, wobei im Falle der mRNA-Impfstoffe noch dazu kommt, dass es wohl mit dem Lesen von veröffentlichten Patentschriften nicht getan ist.
Das ist Propaganda. Die SARS (1)-Impfstoffentwicklung wurde eingemottet, auch ohne Androhung von Patentaufhebungen, in die Neuentwicklungen von Antibiotika wird kaum investiert. Für beides waren bzw. sind die Gewinnaussichten zu niedrig. Man darf auch nicht glauben, dass kapitalistische Privatunternehmungen nur auf Gelegenheiten warten zu investieren, das Gegenteil ist der Fall. Lieber kauft man eigne Aktien zurück um den Kurs der verbleibenden zu befeuern, oder kauft fertig entwickelte Technologie einfach zu. Pandemien sind seltene Ereignisse, Impfstoffentwicklung ist in normalen Zeiten eher unattraktiv, es sei denn, es handelte sich um eine im kaufkräftigen Teil der Welt endemische Krankheit.
Startups sind in einer anderen Situation, sie sind auf frisches Geld zwingend angewiesen. Aufhebungen bestehender Patente ändern daran nichts. Sehr oft ist es eine staatliche Institution, die Geld einschiesst. Das war auch bei Biontech so.
Die Erwähnung der Patentschriftlektüre ist polemischer Nonsens. Natürlich geht es um die eigentliche Produktion. Diese muss erstens legal sein, zweitens möglich - Ausgangsstoffe müssen verfügbar, Exportbeschränkungen aufgehoben sein. Der Rest ist Verhandlungssache. Der Vorgang wäre übrigens nicht erstmalig. Bei einer früheren Pandemie - AIDS - wurden die Generika-Produktion von Medikamenten nach längeren Auseinandersetzungen schliesslich zugelassen. Mit der Zeit muss es auch dem ideologisch Verbohrtesten einleuchten, dass ansteckende Krankheiten nur besiegt oder zumindest kontrolliert werden können, wenn möglichst die gesamte Weltbevölkerung Zugang zu Medikamenten und erst recht Vakzinen hat.