Wieder mal ein interessanter Beitrag, der mehr als deutlich aufzeigt, wie selektiv die Wahrnehmung einzelner Menschen sein kann, die hauptsächlich vom Wunsch des Gedankens getrieben werden. Urteile werden da schnell gefällt, obwohl die erforderlichen Grundlagen auf mehr als nur wackeligen Füßen stehen. Dass solche Fehleinschätzungen trotzdem die große Runde machen, liegt wohl auch in erster Linie am Wunschdenken. Dass man mit seiner ersten Einschätzung falsch gelegen hat, darf auf keine Fall sein! Dass man unter Umständen sogar eine falsche Entscheidung getroffen hat, noch weniger! Dann biegt man sich doch lieber die Realität zurecht und kann anschließend wieder mit Stolz das empfindliche Ego polieren, das beinahe einen Kratzer abbekommen hätte. Ulkig irgendwie, wenn es nur nicht so schädlich für die Entwicklung von Gesellschaften wäre.
Nicht wenige Meinungsmissionare betrachten sich selbst ja als überaus informationskritische Menschen mit einem Weit- bzw. Durchblick, den sie offenbar nicht einmal ausgewiesenen Experten auf ihrem angestammten Terrain zugestehen wollen. Das berechtigt sie ihrer Einschätzung nach nicht selten gleich zur absoluten Deutungshoheit. Dass ihnen dabei vor lauter Weitblick die eigenen argumentativen Unzulänglichkeiten aus dem unmittelbaren Sichtfeld geraten, obwohl sie ihnen eigentlich schon auf die Füße fallen müssten, registrieren sie nicht. Da können sie auch noch so scharf nachdenken und spekulieren: Wenn der ganze Ansatz schon zu kurz gedacht ist, wird dabei nichts Weitreichendes mehr herauskommen.
Eigentlich sollte der Artikel wirklich zum Nachdenken anregen, wie der Mensch Informationen aufnimmt, bewertet und weitergibt. Ich fürchte nur, dass gerade die Leute, die am ehesten davon profitieren könnten, am wenigsten dazu bereit sind. Ego und so...