Ja, aber...
Wenn die öffentliche Diskussion eben von rechtsradikalen Schwurblern mit unberechtigten Zweifeln geflutet wird, lassen sich die wenigen berechtigten Zweifel eben nicht erkennen. (Zumal es die unberechtigten Zweifel sind, die besonders selbstsicher vorgetragen werden)
Ist das so, dass es nur wenig berechtigte Zweifel gibt? Oder ist dies das medial vermittelte Bild?
Aus meiner Sicht war (und teilweise ist) Zweifeln auf Grund der stark verkürzten Zulassungsverfahren in Kombination mit dem Verkaufsinteresse der Impfstoffhersteller, welche (soweit ich es überblicke) zum Zeitpunkt der vorläufigen Zulassung die einzigen Datenlieferanten waren, berechtigt. Diesen berechtigten Zweifeln ist man im Wesentlichen mit der Aussage (oder mindestens dem Unterton) "alles bestens; ihr könnt das bedenkenlos nehmen" begegnet. Ehrlich wäre es gewesen zu sagen, dass die verkürzten Zulassungsverfahren mit erhöhten Risiken verbunden sind. So zu tun, als ob es diese Risikoerhöhung (gegenüber einem üblichen Zulassungsverfahren) nicht geben würde, kann schnell als Bevormundung, Verdummung, propagandistische Beeinflussung o.ä. aufgefasst werden. Und schon läuft die Eskalationsspirale. Extremisten nutzen die latente Unzufriedenheit für ihre Zwecke, Medien hören nur die lautesten Schreihälse (= Extremisten) und vereinfachen ihre Berichterstattung aus verschiedenen Gründen (z.B. Einkauf bei Nachrichtenagenturen statt selbst zu recherchieren, Zeitdruck durch "Live"-Kommentare in sozialen Medien, Geldnot weil Gewinnerzielungsabsicht usw.) auf die These "wer nicht dafür ist, ist Extremist" und eigentlich vernunftbegabte Zweifler sehen sich auf einmal in eine Ecke gedrängt, wo sie sich selbst nicht wohlfühlen und sind in der Folge gezwungen zwischen Pest (wider der eigenen Gefühlswelt etwas zu befürworten an dem sie eigentlich zweifeln) und Cholera (zumindest teilweise extremistische Standpunkte zu tolerieren, die sie andernfalls strikt ablehnen würden) zu wählen. Am Ende hat man eine Gesellschaft, die wider der Realität mit ihren vielen Graustufen in schwarz und weiß, gut und böse, für uns oder gegen uns gespalten ist. "Schuld" daran sind beide Seiten, weil keine von beiden zu irgend einem Zeitpunkt die Eskalationsspirale unterbrochen hat.
Und wenn wir bereits bei den berechtigten Zweifeln sind: kann mir bitte jemand erklären, weshalb wir es an jedem Wahlsonntag schaffen, dass Punkt 18 Uhr zuverlässige repräsentative Umfrageergebnisse vorliegen, wir aber nunmehr seit fast 2,5 Jahren es nicht geschafft haben eine repräsentative Kohortenstudie auf die Wege zu bringen, die uns mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit relativ zeitnah darüber informieren kann wie verbreitet das Virus aktuell in der Gesamtgesellschaft ist und wie viele Infektionen symptomlos, leicht, schwer, tödlich verlaufen? Es geht mir einfach nicht in den Kopf, warum ein Land wie Deutschland das nicht hinbekommt.
Dass "Wirkung" dann nochmal dreigeteilt ist in Schutz vor Infektion, Erkrankung und Weitergabe macht das natürlich auch nicht einfacher zu bewerten.
Nach meinem Kenntnisstand ist es aktuell wohl so, dass ein Schutz vor Infektion und die Verhinderung der Weitergabe durch die Impfung bestenfalls kaum (oder gar nicht) messbar ist und wenn überhaupt, dann nur in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang zur Impfung (< 3 Monate) festgestellt werden kann.
Sehr gut belegt hingegen ist der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen / Tod (wobei dies seit Omikron auch stark abgenommen hat).
Vereinfacht könnte man zusammenfassen: für den Individualschutz ist die Impfung gut geeignet; für den Fremdschutz (zumindest ohne ständige Auffrischung) nahezu nutzlos.
Insofern ist die Bewertung gar nicht so schwierig (außer diese widerspricht den eigenen Ansichten).