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  • Hein (3)

10 Beiträge seit 28.12.2020

Das ist schon nahe an der Buchstabensuppe

Ich lese einen krausen Mischmasch aus Zitaten, die inhaltlich recht klug sind, deren einzige Gemeinsamkeit aber darin besteht, dass sie dem Verfasser nicht zu gefallen scheinen. Über alledem schwebt die vage Behauptung, das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit sei für seine (linken?) Deuter wohl unerklärbar.
Der Versuch, die zitierten Positionen durch geradezu slapstickhafte Darbietung und ironisierendes Frägeln ins Lächerliche zu ziehen, scheitert indessen auf ganzer Linie. Tatsächlich stellt sich der Verfasser damit so dumm, dass man nur die Lust verliert, zu entgegnen.
Alleine der sozioökonomische Ansatz wäre bestens beschrieben. Man bräuchte dazu exakt drei theoretische Zutaten von großer Schlichtheit.
1. In modernen Gesellschaften definieren Menschen ihren Status überwiegend aus der Frage, wer weniger verdient als sie selbst. Steigende Mindestlöhne, nicht steigende Spitzengehälter führen zu höheren Lohnforderungen in der Mittelschicht: man will den Abstand nach unten wahren.
2. Indem der - vom Autor in höchst überflüssige Anführungszeichen gesetzte - Neoliberalismus den impliziten Mindestlohn auf das Existenzminimum senkte, ergab sich daraus zwingend, dass man Fürsorgeempfängern aller Art nicht noch weniger geben könne als vielen Vollzeitbeschäftigten im unteren Einkommenssektor. Denn das ist die Definition des Existenzminimums: weniger geht nicht.
3. Ergo erhält "der Fremde" genau soviel "geschenkt", wie große Teile der einheimischen Arbeitsbevölkerung mühsam verdienen. Ebenso entfällt die klassische Lohndifferenz zwischen "Einheimischen" und "Migranten" mit schlechten Sprachkenntnissen. Bevor man sich aber eingesteht, dass man selbst ziemlich weit unten rangiert, wittert man lieber eine Bevorzugung derer, die "eigentlich" unter einem selbst "zu stehen haben."
Das ist einer der vielen zynischen Nebeneffekte des Neoliberalismus, auf die er stolz ist. Indem Migranten klassischerweise als Klientel der Linken gelten, wird diese Linke gleich mit zum Feindbild. Das ist alles sowohl logisch als auch - überreichlich - beobachtbar. Man entferne die Differenz zwischen Arbeitslosenhilfe (= impliziter Mindestlohn) und Existenzminimum (= Fürsorge) und man erntet Fremdenfeindlichkeit, die als recht probates Mittel gilt, um die politische Linke zu schwächen.

Was daran unerklärlich sein soll, ist mir unerklärlich. Das neurechte Vibrato des Artikels lässt mich aber vermuten, dass der vierte Teil zu dem Schluss gelangen möchte, der Fremde sei kein psychologisches Problem, sondern ein echtes. Ich bin gespannt.

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