Schreiber_Georg schrieb am 30.12.2020 11:42:
Florian-M schrieb am 30.12.2020 10:07:
Schreiber_Georg schrieb am 29.12.2020 13:04:
Die sind mir nur von Haiti bekannt.
In den Unabhängigkeitsverträgen haben die Kolonialherren auf verschiedene Weise auf zukünftige Ausbeutung hingearbeitet. Bspw. durch Vorkaufsrechte auf Ressourcen. In Neuseeland war es ein Vorkaufsrecht auf Land. Die Krone verkaufte das Land dann an Siedlungswillige zu einem höheren Preis weiter. Frankreich behielt sich in seinen afrikanischen Kolonien Vorkaufsrechte auf sämtliche Rohstoffe sowie privilegierten Behandlung bei staatlichen Aufträgen vor. Usw.
Inwieweit gilt das heute noch?
Die Verträge gelten nach wie vor, wenn sie nicht durch bspw. neue ersetzt sind. Die ausländischen, nach wie vor mächtigen Profiteure haben dazu wenig Grund.
Unabhängigkeitsverträge sind auch keineswegs der einzige Weg, wie sich entwickelte Staaten Vorkaufsrechte sichern. Das kriegt die Öffentlichkeit teils selten mit bzw. die Leitmedien - häufig selber an Kriegspolitik interessiert - berichten darüber nicht.
Beispielhaft dieser Artikel, in dem von einem französischen Schutzvertrag mit Niger die Rede ist. Schon das Wort Schutzvertrag verdeutlicht die mafiöse Strickart.
https://www.zeitschrift-luxemburg.de/kampfe-um-uran-in-niger/
Die weit bekanntere Ausbeutung von Entwicklungsländer kommt mit dem IWF und der Weltbank. Sie zwingen die Länder, ihre Bodenschätze und sonstigen Rohstoffe für internationale Firmen zu öffnen. Die machen in Afrika immer nur Filialen auf, verkaufen die Güter zum Selbstkostenpreis an die Mutterfirma. Die sitzt in einem Steuerniedrigland wie der Schweiz, Luxemburg, Irland oder Delaware. Von dort wird dann zu Weltmarktpreisen verkauft. Die Afrikaner werden so nicht mal über Steuern beteiligt.
Oxfam berichtet darüber regelmäßig.
https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2015-06-02-steuervermeidung-g7-unternehmen-kostet-afrika-milliarden
Befindet sich ein Entwicklungsland erst mal auf der abschüssigen Bahn, kommt die Inflation. Die IWF-Schulen müssen aber in Dollar oder Euro zurück bezahlt werden. So wachsen die Schulden, die IWF-Maßnahmen werden verstärkt, das Land wird zersetzt, die Schulden steigen.
Die Unterentwicklung in schwachen Ländern hat meist strukturelle Gründe, die häufig von außen kommen und dort dann erst Situationen schaffen, dass diese Strukturen verfestigt und ausgebaut werden. Denn Diktatoren oder/und korrupte Landeseliten brauchen mächtige Freunde (Handelspartner, Schutzverträge usw.) im Ausland. Der Bevölkerung im globalen Norden wird dann vorgeführt, dass die Leute im globalen Süden es eben einfach nicht draufhaben. Die Sichtweise ist dann so verlockend einfach, das sie von vielen gern genommen wird.