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mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Re: WTF!?!

deedl schrieb am 27.12.2020 14:16:

sennahoj schrieb am 27.12.2020 13:38:

Ja gar keine Frage, die Zeit der Ethnien und Nationalitäten ist im 21 Jahrhundert auch nicht mehr so ganz en vogue.

Das sehen viele Schotten und Katalanen aber anders.

Ja klar, das sehen vermutlich die meisten Menschen anders.
Nur geht es bei dem Prozess, der in der Realität stattfindet nicht darum, wie die Menschen das sehen, sie haben sich in ihrer Weltsicht ja bekanntlich auch schon des öfteren geirrt, sondern wie es ist.

Der Mensch ist ein Herdentier

Das ist zum Beispiel einer dieser Irrtümer.
Der Mensch ist ein Rudeltier!
Seine Haltung als Herde ist also alles andere als artgerecht.

und hat ein biologisches Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit.

Das ist aber ein großer Unterschied: Gruppe oder Herde.
Herdentiere differenzieren die Mitglieder der Herde kaum. Ihre Instinkte gehen dahin, sich im Schutz der Herde für Raubtiere mehr oder weniger unsichtbar zu machen und das wars dann auch schon mit Zusammenhalt.
Rudeltiere dagegen kennen die Mitglieder des Rudels und können diese voneinander unterscheiden.
Eine Voraussetzung für Xenophobie übrigens.
Und das ist dann auch für die Menschen, selbst denen die in den Städten wohnten, die primäre Organisationsform gewesen. Bis zu maximal ein paar Dutzend Sozialkontakte die einer überblicken kann.

Die große Stärke des Nationastaates ist es, allen Menschen eines Staates die gleiche Gruppenzugehörigkeit zu bieten und damit ein stabiles in sich kooperatives Staatengebilde zu schaffen.

Ja das ist das Narrativ des Nationalstaates.
Aber das gibt es nun wie lange schon?
Und gab es dabei nicht auch schon mal ein paar Symptome durch Risiken und Nebenwirkungen?

Jede andere Grupenzugehörigkeit die nicht Deckungsgleich mit der staatlichen Organisationseinheit ist enthält inhärentes Konfliktpoential.

Ich gebe dir durchaus Recht, jede kleinere Grupenzugehörigkeit schaffte eine insgesamt größere Grenzreibungsfläche zwischen den sozialen Einheiten und all diese Grenzflächen sind Konfliktpotentiale.
Daraus würde dann aber doch wohl folgen, dass bei einer Gesamtweltstaatlichkeit diese Grenzflächen wegfallen würden.
Wenn das aber nicht der Fall ist, stellt sich die Frage, was die realen oder natürlichen Grenzen zwischen den unvereinbaren Teilgruppen sind. Die Grenzziehung einfach aufgrund von historischen Machtverhältnissen scheint mir da erst einmal kein so ganz einsichtiges Konzept zu sein.

Es gibt also auch im 21. Jahrhundert biologische und funktionale Gründe dafür, dass Leute einen (ethnischen) Nationalstaat anstreben. Und diese werden bis auf weiteres auch nicht verschwinden.

Unüberwindbare ethnische und kulturelle Grenzen, darüber lasse ich gerne mit mir reden, aber was haben diese nun denn mit den vor allem erst im 19ten Jahrhundert festgezurrten Nationalstaaten zu tun?

Derzeit wird aber versucht, sowohl die Ethnien als auch den Nationalstaat als rückwärtig zu betrachten,

Ja das genau ist auch mein Ansatz.
Außer in dem Fall, dass es ethnische Unverträglichkeiten gäbe, wäre die Überwindung der Nationalstaatlichkeit mein bevorzugtes Weltzukunftsmodell.

dabei würde gerade die Besinnung auf eine nationale Identität die Überbrückung ethnischer Identitäten ermöglichen.

Meiner Beobachtung nach steht das Konzept der nationalen Identitäten und damit eben auch nationaler Interessen der Lösung globaler Probleme massiv im Weg.

Gerade die Amerikaner haben dies bisher relativ erfolgreich praktiziert.

Wenn du hier die Vereinigten Staaten von Amerika als ein Beispiel nennst, warum dann nicht als das so schnell wie möglich anzustrebende Ziel, die Vereinigten Staaten der Erde?
Ließen sich das nicht ebenfalls als Erfolgsgeschichte verwirklichen?
Und wenn nicht, aus welchen Gründen, außer den nationalstaatlichen Identifikationen und Egoismen?

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