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799 Beiträge seit 01.03.2000

Der Coleman-Liau Test und das Gegenteil von dem was man meint...

Wie man gut bei Wikipedia nachlesen kann, berechnet der Coleman-Liau
Test nur wie ätzend der Text zu lesen ist. Belohnt werden: lange
Sätze und lange Wörter. Daraus wird errechnet, wieviel Schulbildung
man haben müsste, um solch einen Satz noch verstehen zu können.

Ich gebe zu, dass ich während meiner Schulzeit auch noch gedacht
habe, die Krönung des Schreibens seien extrem verschachtelte Sätze
voller fieser Fremdwörter und Einschübe. 

Aber als dann langsam die Reife einsetzte, begriff ich, dass
Lesbarkeit, Anmut und Überraschung Trumpf sind. Ein Buch von Wolf
Schneider machte mir meine Empfindung dann detailliert greifbar. Den
Autor kann ich nur empfehlen.

Die stärksten Sätze unserer Kultur (und auch der englischen Kultur)
sind kurz! Mit kurzen Worten! Wie heisst der berühmte Spruch? Sage
mit einfachen Worten überraschende Dinge! Und nicht: sage mit einem
unverständlichen verschachtelten Brei von ungebräuchlichen Ausdrücken
langweilige und nichtssagende Sachen.

Wenn also die Weißen und die Atheisten bei diesem Test verlieren,
dann heisst das: überhaupt gar nichts. Denn kurze Sätze und kurze
Wörter können sowohl von geistiger Armut, als auch von
schriftstellerischem Können zeugen. Während ausschweifende Sätze mit
langen Wörtern nur Geltungssucht anzeigen. Deswegen haben auch unsere
Freunde aus Indien gewonnen: wo sonst wird mit Worten so viel Humbug
veranstaltet wie in Indien?

Da heisst jeder aspirinverkaufende Kiosk "clinic", ist der
Dorfschmied der "senior president" und die Zeitungen überbieten sich
im Gebrauch des Synonymlexikons, so dass man nicht mal kleine
Meldungen ohne Synapsenkrampf lesen kann.
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