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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Der Bürger wird nur abgekocht

In den letzten Jahren waren höhere Auflagen für Biomasseanlagen hinzugekommen, und die Einspeisevergütung über 20 Jahre wäre sowieso bald ausgelaufen. Die Bürger hätten also bei zunehmender Unsicherheit neu investieren müssen.

Mit der Einspeisevergütung wurde kräftig umverteilt. Die Zwangsabgabe, welche diese Projekte für die Investoren rentabel und sorgenfrei machte, wurde von den Bürgern zwangsfinanziert. Als das Dorf dann einmal wirklich unternehmerisch tätig werden sollte, entschloss man sich, doch lieber das, im Wesentlichen vom Stromkunden finanzierte, Investment aufzulösen und die Rendite woanders zu investieren.

Es war ein großartiges Beispiel für Bürgerengagement. Es ist traurig, dass ein großer Mitspieler sie übernommen hat. Diese Geschichte zeigt aber, wohin die Richtung geht."

Ja genau: Die Fördergelder mitnehmen, die Rendite genießen und dann das Dingen zu verhöckern, wenn das Strohfeuer erlischt.

Nur das Geld fehlte. "Die Kommunen hatten teils nicht mal 5.000 Euro im Jahr, das sie frei vergeben konnten", sagt Uhle.

Das war ja auch das Geld der eigenen Bürger. Bei 700 Bürgern im Dorf liegt da auch nicht allzuviel rum.

leichzeitig gründete sich eine Bürgerwindgruppe, als Teil der Agenda 21. Wir erinnern uns: global denken, lokal handeln. In Deutschland konnten lokale Agenda-21-Gruppen das Einspeisegesetz von 1991 nutzen, um selbst Windanlagen zu bauen.

Unter Agenda 21 liefen auch die Hartz-Reformen und die Renten-Kürzungen.
Dort wurden per Handstreich durch Zwangsabgaben garantierte Rechte, mit einem Federstrich dem Bürger entzogen. Statt einer, mit vielen Beiträgen finanzierten Wohlstandsgarantie, gab es Verarmung im Alter und den Fall nach ganz Unten.

Das Pimpen des ländlichen Raums wurde durch eine Zwangsumlage der (Groß-)Stadtbewohner finanziert, die selber nie in der Lage gewesen wären, selbst an diesem Wohlstand zu partizipieren.

"Seitdem kehrt die Sommerfrische zurück", berichtet Uhle. So gebe es kein leerstehendes Gebäude mehr in Mörsdorf. Die Bäckerei hat jetzt auch sonntags auf, und mehrere Gaststätten sind hinzugekommen. Mehr noch: "Menschen aus den Städten kaufen hier Häuser mit Anschluss ans Wärmenetz und Glasfaser-Internetschluss" - alles teils durch die Einnahmen aus mittlerweile 270 Windanlagen finanziert.

So hat man ein Dorf am Arsch der Welt kräftig gepimpt und deren Grundbesitzer zu reichen Leuten gemacht, denn verschenkt werden die Häuser ja nicht.

Was Uhle aber noch wichtiger ist: Die Einnahmen werden auch verwendet, um alle Bevölkerungsschichten zu beteiligen: Energie-Beratung, Bürgerbusse, den Austausch von Haushaltsgeräten wie LED-Lampen und A+++-Kühlschränken - das alles wird mit finanziert durch Einnahmen aus Erneuerbaren. "So profitieren nicht nur reiche Investoren, sondern eben alle", sagt Uhle. "Wie soll man die Bürger besser an der Energiewende beteiligen?"

Na ganz einfach: Indem man nicht von den Anderen umverteilt. Wenn die Dörfer damit nur ihren eigenen Strom produzieren, ist nichts gegen solche Projekte zu sagen, aber der ganze Zauber funktionierte nur durch die Zwangsabgaben der Anderen.

Bayerle schrieb auf ein Plakat das alte Motto der Genossenschaften: Das Geld des Dorfes dem Dorfe.

Ja, aber nicht das Geld der Stadt dem Dorfe.

Allerdings plant Windfang derzeit keine weiteren Anlagen. Ein Grund ist die Umstellung von Einspeisetarifen auf Ausschreibungen. Ball: "wir glauben nicht, dass eine kleine Genossenschaft in Ausschreibungen bestehen kann". Auch Bayerle bestätigt, dass in und um Larrieden keine Bürgerwindräder hinzukommen. Die Ausschreibungen sollten die Preise reduzieren, "aber die Bürger sehen vor allem die hohen Management-Gehälter dieser Betreiber - und dass die Profite aus dem Dorf in die Städte wieder abfließt."

Die Umstellung auf Ausschreibungen hat den Hintergrund den allergrößten Irrsinn, wenigstens etwas einzugrenzen. Durch das massive Überangebot an Strom fielen die Marktpreise und der Anteil, der durch die Umlage für den deutschen Stromkunden zu zahlen war, wurde immer größer.

Um das Kind einmal beim Namen zu nennen. Früher gab es die großen Stromkonzerne, aber diese waren zu einem erheblichen Teil staatlich. Eine VEW schüttete ihre die Gewinne an die Großstädte auf, für die sie die Kraftwerke betrieb. So kamen die Gewinne auch wieder allen Bürgern zu gute. Etliche Stadtwerke betrieben auch eigene Stromerzeuger.

Durch die großen Umverteilungsprojekte der letzten 30 Jahre wurden die Bürger massiv entreichert und mit den Zwangsabgaben eine neue "Unternehmerschicht" etabliert. Unternehmer sollte man diese "Bürger" aber nun doch nicht nennen, weil das unternehmerische Risiko fehlt. Das tragen ja die Anderen.

Nüchtern betrachtet, bleibt festzustellen, dass der Arbeitnehmer-Bürger immer mehr abgekocht wird und oft, trotz viel Arbeit und hoher Qualifikation mit einer Familie kaum mehr ein nennenswertes Vermögen anhäufen kann, während durch solche Maßnahmen vor allen Dingen die Vermögenden gestärkt wurden, welche die für die Prämien erforderlichen Eigenleistungen aufbringen konnten.

Nein, das war kein Heldenstück.

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