Liebe Leser (m/w/d),
der folgende Beitrag wird naturgemäß sehr kontrovers. Ich versuche diesmal, ihn einigermaßen unpolemisch und sachlich zu verfassen, soweit der Ausgangstext mir das erlaubt.
Zitate aus dem Artikel kursiv und in „“-Zeichen:
„Egal, ob er einen Gott oder die Evolution dafür verantwortlich macht.“
Es macht jetzt schon einen Unterschied, ob man Gott oder die Evolution dafür verantwortlich macht. Jedenfalls in fast jeder mir bekannten praktischen Situation.
Die Idee mit Gott ist meistens ja auch eine Interpretation für das, was biologisch vorgeben wird. Nur die wenigsten frommen Christen gehen davon aus, dass Gott den Menschen wirklich in der Art erschaffen hat.
„Das fängt spätestens in der Pubertät an und endet noch nicht, wenn sich der Trieb ersatzweise nur noch in die Seiten eines akademischen Traktats zum Genderthema ergießt.“
Der Sexualtrieb ist der subjektive Grund dafür, warum sich viele Menschen mit dem Thema "Sexualität" beschäftigen, das trifft so sicherlich zu.
Es erklärt aber nicht, wieso dieses Thema in jeder mir bekannten Kultur und jeder Epoche irgendwie besonders behandelt wurde und das selbe beim Thema "Nahrung" nicht der Fall ist.
„(...) Kampf zwischen Genderist:innen und jenen realen und virtuellen Bürgerwehren, die unaufgefordert "ihre" Frauen verteidigen.“
Hier werden irgendwelche Dinge zusammengeworfen, die ich so nie verbunden gesehen habe.
Die Verteidigung der (eigenen) Frauen dürfte nachvollziehbare evolutionäre Gründe haben. Das wäre aber ein anderer Thread und führt hier zu weit.
Der Kernkonflikt spitzt sich doch auf die Frage zu, ob die Geschlechter eine biologische Sache sind oder etwas sozial konsturiertes.
Daraus werden politische Schlussfolgerungen abgeleitet und genau da beginnt das Problem.
„Ehrlicherweise sei darauf hingewiesen, dass das große Reich der Pilze hier vollkommen ausschert. Nun gut.“
Es gibt aber einige mathematische Modelle, die ziemlich genau beschreiben, wieso "zwei Geschlechter" eine relativ gute Lösung sind. Leider finde ich diese nicht mehr. Es geht darum, dass zwei die Mindestzahl ist, um einen Austausch von Chromosomen zu ermöglichen. Jedes weitere Geschlecht dagegen ist unökonomisch, erfordert mehr Zeit und Ressourcen um sich zu vermehren. Dass zwei Angehörige der selben Spezies sich zufällig über den Weg laufen ist bedeutend wahrscheinlicher als das 4 oder 12 das tun. Pech, wenn man zu denen gehört die 12 zur Paarung brauchen.
Man könnte jetzt darüber spekulieren, ob eine Art "Spezialisierung" der Geschlechter, beispielsweise für sexuelle Selektion (Pfaunfedern) oder Nestbau (Brutpflege), biologisch nicht auch nützlich ist.
Das ist aber gar nicht notwendig. Wir beobachten bei allen Säugetieren (ich glaube auch, bei allen Landwirbeltieren) eine Trennung der Geschlechter, die weitgehend analog zu der ist, welche traditionell beim Menschen angenommen wird. Es ist davon auszugehen, dass das durch einen gemeinsamen Vorfahren vererbt wurde, "homolog" ist.
„Darunter auch solche wie bei den Bienen, die über 18 verschiedene Allele (Varianten am selben Genort) des geschlechtsbestimmenden Gens verfügen. Trotzdem gibt es keine 18 Bienengeschlechter, sondern: zwei.“
Die Geschlechtsdeterminatio, also der Mechanismus, der festlegt, ob aus dem heranreifenden Leben Männchen oder Weibchen wird, ist sehr komplex. Für die Zweigeschlechtlichkeit, siehe oben!
„Sexuelle Selektion sorgt dafür, dass es meist die Männchen sind, die sich prachtvoll vor den Weibchen präsentieren, während diese sich gut getarnt um den Nachwuchs kümmern können.“
Das ist beim Menschen aber interessanterweise nicht der Fall.
„(...)das Ergebnis sind Männchen wie diejenigen des Igelwurms oder des Anglerfischs, die als winzige, spermaliefernde Anhängsel vollkommen mit ihrer Partnerin verschmelzen.“
Ist das so oder war es umgekehrt? Der ursprügliche Zwitter, wie ein Baum, hat seine (wahrscheinlich männlichen!) Anteile eines Geschlechts gelöst und damit ein zweites, autonomes Wesen geschaffen? Siehe das Beispiel des Tintenfisches aus der heutigen Zeit oder eben diese Kleinstwesen.
In Übrigen ist es ein Beispiel für oben: Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern, um verschiedene Lebensräume zu besetzen.
„Der bescheidene quantitative Unterschied taugt aber eher nicht als großartige qualitative Verschiedenheit.“
Messergebnisse über den Durchschnitts-IQ der Geschlechter lassen diese Schlussfolgerung schlicht nicht zu.
„(und bei hetero- größer als bei homosexuellen Männern)“
Warten wir mal 20 Jahre, ob das Ergebnis stabil bleibt oder bald widerlegt wird.
Man hat schon viele verschiedene Theorien gesehen.
„Dass Pharmaka jahrzehntelang an Männern ausgetestet wurden, hat Frauen ernstlich geschadet.“
Das ist wohlgemerkt ein Ergebnis der Leugnung oder des Ignorierens von Unterschieden!
„Bei Frauen wird doppelt so oft wie bei Männern eine Depression diagnostiziert“
Daraus zu schlussfolgern, dass Frauen auch real häufiger an einer Depression erkranken, ist gewagt.
Vielleicht trauen sich Männer einfach weniger, über ihre Depression zu reden und einen Arzt aufzusuchen, sondern suchen andere Hilfsmittel wie Alkohol, Aggression ("gehäßige Depression") oder riskante Tätigkeiten, die ihnen wieder erlauben, etwas zu fühlen?
Das kann, muss aber nicht biologisch bedingt sein. Einerseits ist ein schwaches Männchen sicherlich ncht der ideale Sexpartner, der einen später Beschützt. Andererseits fühlen sich Frauen dann doch zu feinfühligen Männern hingezogen und es könnte etwas kulturelles sein, dass "ein richtiger Mann" seinen Kummer mit einem Glas Whiskey oder kulturell bedingt Wodka oder Korn, herunterkippt.
Wobei es bei der Sensibilität natürlich darauf ankommt, im richtigen Moment auch der Starke, Kluge usw. sein zu können.
„Auch unter Angst- und Essensstörungen leiden sie häufiger.“
Auch hier könnte ein kutureller Effekt überlagern.
Frauen scheinen aber in der Tat mehr mit ihren Körper zu machen.
„Und das spielt, wie wir im zweiten Teil sehen werden, eine Rolle dafür, was wir für männlich und für weiblich halten.“
Das ist aber nicht vollkommen was unbiologisches. So wie Essen:
Der Mensch hat einen natürlichen Instinkt, der ihn dazu zwingent, zu essen. Ob man sich aber durch Fastfood, Vegetarisch oder nur mit Edelspeisen ernähert, das ist eine andere Kiste.
Gruß,
Nützy