HaPeR schrieb am 04.08.2021 11:16:
Die Geschlechtsidentitätsstörung ist im ICD-10 unter F60 zu finden.
Dieser Abschnitt enthält eine Reihe von klinisch wichtigen, meist länger anhaltenden Zustandsbildern und Verhaltensmustern. Sie sind Ausdruck des charakteristischen, individuellen Lebensstils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen. Einige dieser Zustandsbilder und Verhaltensmuster entstehen als Folge konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen schon früh im Verlauf der individuellen Entwicklung, während andere erst später im Leben erworben werden. Die spezifischen Persönlichkeitsstörungen (F60.-), die kombinierten und anderen Persönlichkeitsstörungen (F61) und die Persönlichkeitsänderungen (F62.-) sind tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen. Sie verkörpern gegenüber der Mehrheit der betreffenden Bevölkerung deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in den Beziehungen zu anderen. Solche Verhaltensmuster sind meistens stabil und beziehen sich auf vielfältige Bereiche des Verhaltens und der psychologischen Funktionen. Häufig gehen sie mit einem unterschiedlichen Ausmaß persönlichen Leidens und gestörter sozialer Funktionsfähigkeit einher.
Die Frage der Störung wird hier nicht erst seit 10 Jahren diskutiert und seit 20 Jahren sprechen Fachpsycholog:innen fast nur noch von Persönlichkeitsstilen. Mit unterschiedlicher Ausprägung zeigen alle Menschen Verhalten, dass sich im Kapitel F60 unterbringen lässt. Das hat u.a. für das Thema hier zwei Konsequenzen:
1. Die Frage besteht, wer definiert das als Störung?
2. Handelt es sich im Einzelfall um ein Symptom einer Krankheit?Wer eine operative Geschlechtsumwandlung will muss auch eine psychiatrische Begutachtung durchlaufen. Dies wird begründet mit einer hohen Suizidrate nach Operation und mit behandelbaren Krankheiten, bei denen die Geschlechtsidentitätsstörung als Symptom auftritt. Massive Veränderungen des Sexualverhaltens kommen bei F20 während akuter Phasen immer wieder vor. Es gibt psychisch völlig gesunde Menschen mit Transsexualismus.
Du machst es dir zu leicht mit dem Verweis auf ICD oder DSM.
Störung oder Stil hin oder her - die Frage ist doch, wie kommt ein Kind dazu, sich nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifizieren zu wollen?
Möglicherweise liegen die Gründe in einem Umfeld, das dem Kind vermittelt, dass es Eigenschaften oder Neigungen hat, die angeblich nicht zu seinem Geschlecht passen und/oder dass es beobachtet, dass sein eigenes Geschlecht auf irgendeine Weise benachteiligt wird.