Ansicht umschalten
Avatar von Guckstu
  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Da kippt grad was.

Mountain View schrieb am 21.06.2024 11:54:

Guckstu schrieb am 21.06.2024 00:34:

Mountain View schrieb am 20.06.2024 20:04:

USA verzögern Rüstungslieferungen an andere Länder – und bevorzugen die Ukraine

Interessanter Wechsel in der amerikanischen Haltung.

Entweder man will vorsorgen für eine eventuelle Trump-Präsidentschaft

Glaub ich nicht. Dafür kann man nicht vorsorgen.
Auch die Amis kriegen das logistisch nicht hin, der Ukraine so viel Material zu liefern, dass es für vier Jahre Trump vorhält.

Wo sollte sie das auch lagern... Aber Biden ist als Präsident befugt und beauftragt, sämtliche ausgesonderte Munition und Material, was noch in den Wüsten vor sich hin steht, gegen Abholung zu verschenken. Das könnte sein Abschiedsgeschenk sein, gegen das Trump dann nur angehen könnte, wenn er es auf andere Weise kostenfrei entsorgen könnte.
(/Wunschtraum)

Ich denke, das ist höchst plausibel.
Die Republikaner haben ja gerade demonstriert, dass ihnen Opposition wichtiger ist als konstruktive Zusammenarbeit. Wahrlich nicht zum ersten Mal, aber diesmal in einer Kernfrage der außenpolitischen Macht der USA.
Also sind alle US-Politiker und -Beamte mit der Vorstellung, dass die USA eine Weltmacht sein und bleiben sollte, alarmiert. Natürlich werden sie jetzt alles mobilisieren, was sie können; wahrscheinlich haben sie damit schon begonnen, noch bevor die Einigung mit den Reps in trockenen Tüchern war.

Den Trumpisten wird's womöglich sogar egal sein. Diese Lager kosten ja nur Geld, good riddance.
Die Putinhörigen unter den US-Politikern werden natürlich dagegen wettern, aber die haben einen schweren Stand.

Fazit: Dein Wunschtraum ist vermutlich Realität.

Aber das wichtigste und offensichtlichste Motiv ist ein ganz anderes:
- Sie können nicht zulassen, dass der Kreml gewinnt, denn dann brennt es auch an ganz anderen Ecken in der Welt.

Sie können aber auch nicht zulassen, dass Russland zerfällt. Dann sind sie selbst im Eimer.

Das zeigt sich auch in der Auswahl der Waffen, die sie liefern. Die Ukraine soll sich verteidigen können, aber auch nicht mehr.

Nicht in der Waffenauswahl, eher in den Anwendungsrestriktionen, aber ja, das merkt man schon.

Andererseits dürften die Prioritäten der der US-Weltmachthabenwoller recht klar sein:
Wenn die Wahl hart zwischen Weltmachtstatus verringern und Russland zerlegen anstehen sollte, werden sie hinnehmen, dass Russland zerfällt.

So schlimm wäre es auch nicht.

Die Atomwaffen würden eh unter der Kontrolle des Kreml bleiben, die Freischaltcodes sind ja zentralisiert.
Die Nachfolgestaaten müssten die Sprengköpfe also erst mit neuen Zündern versehen, und das dürfte nicht ganz einfach sein. Technisch nicht, und möglicherweise braucht es auch Codes, um die Waffen überhaupt zerlegen zu können, ohne dass eine kleine Sprengladung das Innenleben von "Atombombe" zu "mild radioaktiver Briefbeschwerer" verändert. (Spekulation, baut auf der Vorstellung auf, dass die Russen spätestens seit dem Zerfall der UdSSR paranoid genug sind, ihre Atomarsenale so auszustatten. Dagegen spricht, dass die Russen immer noch wenig auf langfristige Folgen geben und womöglich nie das Budget für sowas hatten.)

Was die Befürchtungen angeht, dass Russland zerfällt und in Sibirien entstehen lauter kleine Staaten, die unter chinesische Dominanz fallen: Das ist tatsächlich eine Gefahr.
Die Amis hätten da aber gute Argumente. Die Chinesen haben sich ja mit ihrer Neuen Seidenstraße am Ende doch einen schlechten Ruf erarbeitet; als US-Diplomat würde ich Treffen organisieren, in denen enttäuschte afrikanische Staatenlenker von ihren Erfahrungen mit chinesischen Investitionsprojekten berichten.
Und auch sonst sollten die Amis da viel intelligente Außenpolitik machen.

Wenn nicht das: Die EU wäre durchaus in der Lage, dort bei der Organisation einer befreundeten Wirtschaftszone zu helfen.
Die EU hat die rationalere Außenpolitik: Höflich, aber in der Sache knallhart, weil die Diplomaten genau wissen, was die Ziele sind. Und wenn das Ziel der EU ist, die sibirischen Nachfolgestaaten zu EU-Freunden zu machen, dann kann das schon funktionieren.

Trumps Isolationismus erzeugt da ein Machtvakuum, für das die EU eigentlich nicht schlecht gerüstet ist.

Ich sehe das ähnlich, schätze die Wahrscheinlichkeit enes neuerlichen Ausfalls der USA allerdings deutlich geringer ein. DIe Fakten sind ja nun mal so, dass die Ukraine Russland tatsächlich zu Fall bringen kann, wenn sie sich dazu gezwungen sieht. Das ist neu, und es ist weltpolitisch ein Pfund, mit dem die Ukraine wuchern kann.

Und die Ukraine hat auch keine Hemmungen, Unterstützungsforderungen so formulieren und anzumahnen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten