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mehr als 1000 Beiträge seit 31.10.2001

Das böse Bild

Wenn ich über diesen Artikel mal so nachdenke, dann fällt mir auf, dass
der Autor mit seiner Kritik in einer relativ unrühmlichen Tradition des
christlichen Abendlandes steht.

Unsere westliche, alphabetisierte Kultur, steht - zumindest was ihre
"geistige Elite" angeht - noch immer ganz im Banne des Wortes. "Am
Anfang war das Wort", wie es schon in der Bibel steht, und "Du sollst
dir kein Bild machen".

Wenn ich mir diese Kritik so durchlese, dann werde ich das Gefühl nicht
los, dass der Autor auf diesen spezifischen Film zielt, aber den Film
als "visuelles Medium" an sich meint. Formulierungen wie "das
hypnotisierende Bild" habe ich schon in tausend Abhandlungen über den
Film gelesen. Alle waren von dem Gedanken getränkt, dass der Film dem
Buch ästhetisch generell unterlegen ist, weil er die Emotionen berührt,
statt wie das Wort direkt den Verstand anzusprechen.

Ich lese hier natürlich zwischen den Zeilen, aber könnte es vielleicht
sein, dass der Kritiker von dem Regisseur verlangt, "das Bild zu
transzendieren", es gegen seine ihm inhärente Wirkung zu wenden und
schließlich somit selbst zum Buch zu werden?

Das ist doch auch der Keim einer jeden Debatte über das Thema: "Wie
verfilme ich ein Buch?"

Damit das klar ist: "The Lord Of The Rings: The Fellowship Of The Ring"
(zu deutsch: "Die Gefährten") ist *keine* Literaturverfilmung. Diesen
Anspruch hat der Regisseur nie erhoben. Es ist ein Fantasy-Film (oder
auch eine fantastische Monumentalhistorie), der an ein Buch angelehnt
ist.

Es wäre deutlich fruchtbarer, wenn einmal ein Telepolis-Schreiberling
diesen Film *ALS FILM* unter die Lupe nehmen und mit anderen
Hollywood-Filmen vergleichen würde anstatt auf etwas herumzuhacken,
wovon selbst Film- und Literaturprofessoren behaupten, dass es
unmöglich ist: es gibt keine Methode der Literaturverfilmung!


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